Förderpreis „Was plant der Architektur-Nachwuchs?“ Das will die Stiftung Deutscher Architekten (SDA) wissen – und zeichnet die begabtesten Absolventinnen und Absolventen der Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung in NRW alle zwei Jahre mit ihrem Förderpreis aus. In diesem Jahr wird der Förderpreis der Stiftung Deutscher Architekten zum 20. Mal ausgelobt. Der Förderpreis würdigt außergewöhnliche junge Talente, die von ihren Professorinnen und Professoren vorgeschlagen werden. Deutlich wird das Talent an Arbeiten, die im Rahmen eines in den Jahren 2023 oder 2024 an einer nordrhein-westfälischen Hochschule abgeschlossenen Studiums der Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur oder Stadtplanung erbracht wurden. Ziel ist es, den Berufsnachwuchs zu fördern und für den Start in das Berufsleben zu motivieren. Teilnahmeberechtigt sind Absolventinnen und Absolventen, die (mit Ausnahme der beruflichen Praxis und der postgradualen Weiterbildung) die Voraussetzungen zur Eintragung in die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen erfüllen. Das Bewerbungsverfahren für den Förderpreis beginnt am 1. Oktober. Bis zum 10. November können Kandidatinnen bzw. Kandidaten dann von ihren Hochschulen vorgeschlagen werden. Insgesamt ist der Förderpreis mit 16 000 Euro dotiert. Vorgesehen ist die Vergabe von drei gleichen Preisen zu je 4000 Euro. Darüber hinaus kann die Jury für besondere Anerkennungen eine Summe von 4000 Euro gleichmäßig oder gestaffelt verteilen. Eine Teilnahme ist ab 1. Oktober möglich (bis 10. November). Förderpreis 2025: Jetzt teilnehmen!
Förderpreis Die Stiftung Deutscher Architekten vergibt alle zwei Jahre Förderpreise an besonders begabte Absolventinnen und Absolventen der NRW-Architekturstudiengänge. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Stadtplaner und Architekt Prof. Rolf Westerheide hat im Februar getagt und drei besonders talentierte Nachwuchs-Planerinnen und -Planer ausgewählt. Einen Förderpreis erhielten Chiara Erhardt und Luca David Steinert für die Arbeit „ritrova.riesi – Impulse und Handlungsstrategien für die Stadt Riesi“, vorgeschlagen von Univ.-Prof. Anke Naujokat (RWTH Aachen). Chiara Erhardt und Luca David Steinert, am Beispiel der schrumpfenden Stadt Riesi in Sizilien befassen Sie sich mit der Frage, welchen Beitrag die Architektur als Baustein für mögliche Transformationen und nachhaltige Stadtentwicklung leisten kann. Wieso haben sie gerade diesen Ort für die Analyse ausgewählt? Luca Steinert: „Riesi kenne ich seit meiner ehrenamtlichen Tätigkeit für eine soziale Einrichtung, dem Servizio Cristiano. Ich lebte dafür ein Jahr in Riesi und lernte die Stadt gut kennen. Sie ist Außenstehenden vor allem durch negative Schlagzeilen zum Thema Abwanderung und Zerfall bekannt. Von den heute noch knapp 11 000 lebenden Einwohnern Riesis sind laut dem Einwohnermeldeamt ca. 7400 im Ausland registriert. Das hinterlässt nicht nur im Stadtbild deutliche Spuren, sondern auch kulturell, sozial und ökonomisch. Meine persönliche Erinnerung ist aber vor allem durch die Geschichten und gemeinsamen Erlebnisse mit den Menschen vor Ort geprägt. Diese wertschätzende Wahrnehmung der Stadt wollte ich unbedingt sichtbar machen. Dazu kam Chiaras sizilianischer familiärer Hintergrund und ihre eigene Motivation, das Sizilien von heute zu erforschen.“ Konnten Sie bei Ihrer Analyse auch Ableitungen für andere europäische Standorte mit ähnlicher Problematik erkennen? Chiara Erhardt: „Da die Herausforderung im Umgang mit schrumpfenden Städten europaweit besteht, wurde es uns früh ein Anliegen, eine Methode zu finden, die sich auch übertragen lässt. Wir haben Riesis besondere Orte gesammelt und mit den Erinnerungen der Bewohner*innen und räumlichen Analysen verknüpft. Aus diesen Fragmenten haben wir ein Leitbild entwickelt, das die vielseitigen Facetten der Stadt widerspiegelt und Regeln für den anschließenden Entwurfsprozess setzt. Somit verkörpern die beiden Entwürfe hybride und heterogene Räume Riesis. In diesem Prozess wurde uns besonders deutlich, dass eben auch die subjektive Wahrnehmung der Stadt eine maßgebliche Bedeutung für den Umgang mit Bausubstanz haben kann.“ Luca Steinert: „Der intensive Einbezug und der Austausch mit den Bewohner*innen hat unsere Sichtweise auf unsere Aufgabe stark beeinflusst und ihr eine neue Richtung gegeben. Dazu war es für uns sehr wichtig, für mehrere Wochen in Riesi zu leben. Wir glauben, dass diese Form des Austausches, Verständnis und vor allem Zuhörens Grundlage jeder Aufgabenstellung in der Architektur und Stadtplanung sein sollte.“ Die Jury hat Ihnen beiden eine besondere Beobachtungsgabe und ein großes Talent im methodischen Arbeiten sowie ein beseeltes Einfühlungsvermögen in gesellschaftliche Prozesse und deren Spiegelung in Stadtraum und Architektur bescheinigt. Möchten Sie im Bereich der Stadtplanung weiterarbeiten? Chiara Erhardt: „Die Thesis war für mich sicherlich der Auslöser für die Orientierung in Richtung Stadtplanung und hat meinen Blick insbesondere auf partizipative Prozesse gelenkt. Da „wertvolle“ Räume nicht immer durch einen städtebaulichen Plan erkennbar und verständlich sind, war es mir wichtig, den Einbezug von Öffentlichkeit in Planungsprozessen weiterzuverfolgen. In Riesi wurde deutlich, dass der Verlust und Verfall des gebauten Umfeldes den Zerfall städtischer Öffentlichkeit und gesellschaftlichen Engagements nach sich zieht. Die wertschätzende Wahrnehmung der Stadt, die wir als Außenstehende hatten, sollte auch für die Bevölkerung vor Ort wieder sichtbar werden. Ich bin sehr froh darüber, diesen Weg eingeschlagen zu haben und diese Arbeitsweise weiterzuverfolgen.“ Welche Pläne haben Sie für Ihren weiteren beruflichen Werdegang? Luca Steinert: „Die Auseinandersetzung mit Riesi hat mir gezeigt, welches Potenzial im Vorgefundenen schlummert. Ein besonderer Anreiz war es für mich, den Dialog zwischen Bestehendem und Neuem herzustellen, erlebbar zu machen und weiterzuerzählen. Dazu gehört es meiner Meinung nach, sowohl die Eigenschaften des Ortes als auch das Alltägliche, das die Menschen mit diesem verbindet, zu verstehen und – im Kontext Riesis – wieder ‚erlebbar‘ zu machen. Davon leitet sich auch der Titel ‚ritrovare‘, also wiederfinden oder sich wieder treffen, ab. Ich wünsche mir nach der langjährigen Arbeit mit Riesi, diese Erkenntnisse nicht nur als Architekt, sondern auch fachlich übergreifend in der Lehre vermitteln und vertiefen zu können.“ Interview: Vera Anton-Lappeneit „ritrova.riesi – Impulse und Handlungsstrategien für die Stadt Riesi“ – Arbeit von Chiara Erhardt und Luca David Steinert – Rendering: Chiara Erhardt / Luca David SteinertInterview: „ritrova.riesi“
Förderpreis 2023 Den Nachwuchs zu motivieren, zu inspirieren und gute Architekturkonzepte öffentlich zu präsentieren – das sind die Ziele des „Förderpreises“ der Stiftung Deutscher Architekten, der am Donnerstag, 23. Februar 2023, in einem Festakt im Baukunstarchiv NRW in Dortmund zum 19. Mal an angehende Architektinnen und Architekten verliehen wurde. Drei gleichrangige Förderpreise, die mit je 4000 Euro dotiert sind, und zwei Anerkennungen gingen an Absolventinnen und Absolventen der Architekturfakultäten der nordrhein-westfälischen Hochschulen. „Architektur und Stadtplanung müssen in großem Maßstab zur Erreichung der Klimaschutzziele beitragen, deshalb brauchen wir begabte junge Menschen, die unsere gebaute Umwelt von morgen engagiert gestalten und planen“, erklärte der Präsident der Architektenkammer NRW und Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Ernst Uhing. Insgesamt 31 Arbeiten waren von Absolventinnen und Absolventen der Architekturfakultäten von elf nordrhein-westfälischen Hochschulen zum „Förderpreis 2023“ vorgelegt worden. Alle Bewerberinnen und Bewerber wurden von ihren Professor*innen als „besonders begabt“ eingeschätzt; der Vorschlag zur Teilnahme an dem Auszeichnungsverfahren erfolgte durch die jeweilige Hochschule. Die Jury unter Vorsitz des Architekten und Stadtplaners Prof. Rolf-Egon Westerheide (Aachen) lobte die ausgezeichneten Arbeiten als Beispiele für die planerische Auseinandersetzung mit aktuellen Fragestellungen: „Die jungen Planerinnen und Planer haben sich viel mit Lösungsansätzen für die globalen Klimafolgen befasst“, berichtete Prof. Westerheide aus der Jurysitzung. „Es geht darum, nachhaltig und klimagerecht zu planen, die natürlichen Ressourcen zu schonen, den Gebäudebestand weiterzuentwickeln, aber auch mit Schrumpfung und Rückbau im Sinne der Kreislaufwirtschaft verantwortungsvoll umzugehen.“ Alle eingereichten Arbeiten hätten mit großer Analysetiefe, Fachkompetenz und Einfühlungsvermögen zu originellen Lösungsansätzen geführt. Drei gleichrangige Förderpreise – dotiert mit je 4.000 Euro – erhielten Susanne Hugenberg (msa Münster) für ihre Masterabeit „Hommage di Marmi | Cava di Marmi – Ein Kulturort inmitten der Marmorberge“, Eva Krings und Katja Gadziak (RWTH Aachen) für ihre gemeinsame Arbeit „Ohne Ende Anfang – Zur Transformation der Zeilenbausiedlung in Eisenhüttenstadt“ sowie Chiara Erhardt und Luca David Steinert (RWTH Aachen) für ihren Entwurf „ritrova.riesi“. Außerdem vergab die Jury zwei Anerkennungen an Davin Schröder (FH Dortmund) für „The Earth School – Secondary school in Kafountine, Senegal“ (dotiert mit 2.500 Euro) und Joshua Karategin (PBSA Düsseldorf) für seinen Entwurf „Crossfloat“ (1.500 Euro). In die Bewertung der Jury flossen u. a. ein: der Schwierigkeitsgrad der Aufgabenstellung, die Intensität und Durchdringung des Themas, die Experimentierfreudigkeit und Innovationskraft der Lösung, die bautechnologische Präzision und die Qualität der Präsentation des Entwurfsprozesses. An diesen Kriterien soll das besondere Talent des Bewerbers bzw. der Bewerberin ablesbar sein. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutscher Architekten, Architektenkammerpräsident Ernst Uhing, betonte anlässlich der Preisverleihung die Bedeutung einer umfassenden, profunden Hochschulausbildung für Architektinnen und Architekten, für Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner*innen. Das Berufsbild werde immer komplexer und anspruchsvoller: Neben der Qualität des kreativen Entwurfs und der Präzision in der technischen Umsetzung müssten Architektinnen und Architekten heute zunehmend Aufgaben der Projektsteuerung leisten sowie Kommunikationsprozesse moderieren. „Die zukünftige Bau- und Planungsqualität in unserem Land braucht einen klaren Kompass und den Geist der Innovation“, führte Uhing aus. Die ausgezeichneten Förderpreisträgerinnen und -preisträger hätten mit ihren eingereichten Arbeiten dafür hervorragende Beispiele geliefert.Lösungsansätze für die globalen Klimafolgen
Aktuelle Fragestellungen
Drei Förderpreise, zwei Anerkennungen
Weitere Informationen
Video der Preisverleihung
Lesen Sie auch: Die Förderpreisträger*innen im Interview
Förderpreis Frage: Ihre Arbeit befasst sich mit den Themen „Holz und Hochwasser am Beispiel einer Anlage für Schreinerwerkstätten in Bukit Duri“ in Indonesien. Mit diesem Thema haben Sie angesichts der Hochwasserkatastrophe in Deutschland und angrenzenden Ländern ein Thema gewählt, das an Aktualität kaum zu übertreffen ist. Was hat Sie zu dieser Aufgabenstellung gebracht? Die Flutkatastrophe hat uns deutlich die Macht der Natur vor Augen geführt. Anders als hier sind jährliche Überschwemmungen und das sogenannte fünfjährige Hochwasser in der indonesischen Hauptstadt Jakarta bereits ein wiederkehrendes Naturphänomen, dass das Leben aller Gesellschaftsschichten bestimmt. Im Stadtbezirk Bukit Duri, wo ich einige Jahre zur Schule ging, kommen zur Problematik der wiederkehrenden Fluten auch soziologische und politische Aspekte hinzu. Außerdem sind in diesem Stadtbezirk viele Handwerksbetriebe angesiedelt, und es ist ein Ort von historischer Bedeutung der kolonialen Stadtgeschichte Jakartas. Besonders faszinieren mich die Bewohner: Die vielen Schreinereien und Handwerksbetriebe stellen sich gegen das Angebot der Stadt, in deutlich sicherere Stadtgebiete umzusiedeln, und kämpfen dafür, vor Ort zu bleiben – mit all den Schwierigkeiten und Risiken. Dieser Kampfgeist wird an vielen Stellen durch bauliche Formen sichtbar; improvisierte Gesten, die das Leben während der Flut erträglicher machen. In diesem komplexen Gefüge, dass einen sensiblen, respektvollen Umgang erfordert, sah ich eine interessante Aufgabe, mit der ich mich befassen wollte. Sie haben das Thema Hochwasser an einem Holzbauprojekt für einen Standort in Indonesien bearbeitet. Können Sie aus Ihrer Arbeit auch für den Umgang mit Hochwasser in der europäischen Baukultur und Stadtplanung Erkenntnisse ziehen? Der Entwurf versucht zwar, auf die spezifischen Gegebenheiten des Ortes wie die lokale Baukultur und die klimatischen Bedingungen einzugehen, basiert aber auf einem Grundgedanken, der auch im veränderten Kontext funktioniert. Dieser stammt aus der Beschäftigung mit der Theorie im Bereich der vernakularen Architektur. Dabei übernimmt die Natur weder die Haupt- noch die Nebenrolle, sondern ist eine unaufhörliche, durchgehende Konstante, die es immer schafft, sich ihren Weg zu bahnen. Um einen dauerhaften Lebensraum für Menschen zu schaffen, muss zuerst die Akzeptanz und Aussöhnung mit der Natur geschaffen werden; ein Ausgleich, der die Schönheit der Natur mit ihrer unbarmherzigen Seite in sich vereinbart. Alle Facetten der Natur aufzunehmen und sogar zu inszenieren, ist ein interessanter Gedanke – aber auch nur einer von den vielen Möglichkeiten in der Architektur. Mit dem Förderpreis wurde Ihnen ein besonderes Talent attestiert. Was möchten Sie in Zukunft mit diesem Talent machen, wo sehen Sie selbst Ihre Stärken, und in welchem Bereich möchten Sie gerne arbeiten? Diese Arbeit hat mich inspiriert, mich noch intensiver mit dem Thema Gleichgewicht und seinen Einflussfaktoren zu beschäftigen. Es existieren bereits viele großartige Werke dazu – davon möchte ich in der Zukunft noch mehr lernen. Besonders reizvoll sind eben solche Bereiche, die in vielseitiger Wechselwirkung stehen, wo Theorie und Praxis, Ingenieurskunst und Gestaltung, Wissenschaft und Kunst zusammenkommen. An solchen Schnittstellen möchte ich gerne tätig sein. Wo das konkret zur Anwendung kommt, wird die Zeit noch zeigen. Interview: Vera Anton-LappeneitInterview: „Ein sensibler und respektvoller Umgang“
Förderpreis Die Stiftung Deutscher Architekten vergibt alle zwei Jahre den mit insgesamt 16 000 Euro dotierten Förderpreis an besonders begabte Absolventinnen und Absolventen der NRW-Architekturstudiengänge. Eine unabhängige Jury unter Vorsitz von Architektin Dagmar Grote wählte im Mai 2021 drei besonders talentierte Nachwuchs-Planerinnen und -Planer für den Förderpreis 2021 der Stiftung Deutscher Architekten aus. Einer der Preisträger: Felix Mayer, der mit seiner Arbeit „Dokumentationszentrum – Flucht, Vertreibung und Heimatverlust“, vorgeschlagen von Prof. Dipl.-Ing. Uwe Schröder (RWTH Aachen), überzeugen konnte. 06.09.2021 In Ihrer Arbeit befassen Sie sich mit den Themen Verlust und Vertreibung. Auf dem Grundstück des ehemaligen Anhalter Bahnhofs sollte ein Ort geschaffen werden, der sich all jenen Menschen widmet, die sich gezwungen sahen, ihre Heimat zu verlassen. Wie haben Sie sich – als junger Mensch, der vermutlich selbst keine Erfahrung mit dem Verlust von Heimat und Familie hat – dem Thema genähert und Ihre Entwurfshaltung entwickelt? Richtig. Als Grundlage für die Bearbeitung habe ich mich mit individuellen, aber auch mit kollektiven Schicksalen auseinandergesetzt. Über den ganzen Prozess hat mich insbesondere eine Stelle in Carl Zuckmayers Autobiografie „Als wär’s ein Stück von mir“ nicht mehr losgelassen: „Die Fahrt ins Exil ist ‚the journey of no return‘. Wer sie antritt und von der Heimkehr träumt, ist verloren. Er mag wiederkehren – aber der Ort, den er dann findet, ist nicht mehr der gleiche, den er verlassen hat, und er selbst ist nicht mehr der gleiche, der fortgegangen ist.“ Um aus all den gesammelten Erkenntnissen sowie der tiefen Auseinandersetzung mit dem Ort eine entschiedene Haltung und eine konzeptionelle Essenz zu entwickeln, habe ich mir unterschiedliche Fragen prozessbegleitend gestellt: Wie kann die überzeitliche Thematik in der Architektur auftauchen? Welche Bedeutung spielt der unmittelbare Ort? Wie können räumliche Situationen den Zugang zur Thematik stärken? Welcher architektonische Ausdruck ist der Bauaufgabe angemessen? Die Jury hat Ihnen ein besonderes Talent bestätigt. Ihr sensibler Umgang mit vielschichtigen und überzeitlichen Themen wird herausgestellt. Wo sehen Sie selbst Ihre Stärken? Seit einiger Zeit beschäftige ich mich sehr intensiv mit Räumen und deren leiblicher Erfahrung auf den Menschen. Es ist für mich faszinierend, wie Räume auf subtile Weise Emotionen wecken können und uns dadurch nahetreten können. Die Architektur wird in dieser Hinsicht manchmal unterschätzt. Sie betrifft meiner Auffassung die ganze Bandbreite menschlicher Wirklichkeitserfahrungen und ist dadurch nicht auf eine intellektuelle Rezeption beschränkt oder gar an zeitliche Moden gebunden. Ein Phänomen, dem es sich meines Erachtens nach lohnt, mit eigenen Studien, Entwürfen und Projekten nachzugehen. „Durch die schöne Präsentation und die klugen Texte scheint eine Persönlichkeit durch, welche die Baukultur in Zukunft sicher bereichern wird“, so die Meinung der Jury. Welche Pläne haben Sie für Ihren weiteren beruflichen Werdegang? Das Schöne sind für mich die unterschiedlichen Themen, mit welchen wir uns als Architekt*innen mit der Bearbeitung von Entwurf zu Entwurf an unterschiedlichen Orten beschäftigen dürfen. Für die berufliche Zukunft erhoffe ich mir zum einen, meine eigene Haltung im Entwurf weiterentwickeln zu können, und zum anderen die große Freude an der Architektur hoffentlich lange beibehalten zu dürfen. Interview: Vera Anton-LappeneitInterview: „The Journey of no return“
Förderpreis Flucht und Vertreibung, Holz und Hochwasser sowie Kinder und der Tod – die angehenden Nachwuchs-Architektinnen und Architekten, die in diesem Jahr von der Stiftung Deutscher Architekten mit dem „Förderpreis 2021“ ausgezeichnet wurden, hatten sich mit anspruchsvollen Themen befasst. Was sie dazu motiviert hat, wie sie ihre Masterarbeiten angegangen sind und welche Pläne und Träume sie haben, schildern die drei Träger*innen des Förderpreises 2021 in dem Dokumentationsfilm zum Auszeichnungsverfahren „Förderpreis 2021 der Stiftung Deutscher Architekten“, der jetzt online zu sehen ist. Felix Mayer (Stuttgart, Masterarbeit zu „Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung und Heimatverlust, Berlin“), Anna Constanze Mersmann (Düsseldorf, „Eine kurze Endlichkeit: Ein Kinderhospiz in der Stadt“) und Anthony Hans Widjaja (Aachen, „Holz & Hochwasser: Schreinerverkaufsstätte in Bukit Duri“), alle drei Absolventen des Masterstudiums an der RWTH Aachen, hatten die gleichrangigen, mit je 4.000 Euro dotierten Förderpreise im Mai 2021 im Baukunstarchiv NRW in Dortmund verliehen bekommen. Der rund 30-minütige Film stellt die Preisträger sowie die vier Anerkennungen mit ihren Arbeiten und den Jury-Begründung vor. Die Anerkennungen erhielten Svenja Roßmöller (Berlin, RWTH Aachen: „Bedacht – Unterkunft für Obdachlose in Berlin“, 1.500 Euro), Hannah Torkler (Aachen, FH Aachen: „Zwischen Wasser und Land – Kultur und Freizeit in einem ehemaligen Trockendock in Kopenhagen“, 1.000 Euro), Henry Kirchberger (Münster, MSA, „Saatgutbibliothek + im Tagebau Hambach“, 750 Euro) und Sarah Bäumer (Siegen, Universität Siegen, „LAG (isl.) schichten – besucherzentrum in islands schwarzen lavafeldern“, 750 Euro). Die Vorsitzende der Jury, Architektin Dagmar Grote (farwick+grote, Ahaus/Dortmund), erläutert die Beurteilungskriterien. Außerdem werden alle eingereichten Arbeiten dokumentiert. Ziel des Förderpreises der Stiftung Deutscher Architekten, einer Tochter der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, ist es, den Nachwuchs zu motivieren, zu inspirieren und gute Architekturkonzepte öffentlich zu präsentieren. Das Auszeichnungsverfahren fand in diesem Jahr bereits zum 18. Mal statt. „Architektur und Stadtplanung stehen in Zeiten der Pandemie und der Klimaschutzziele vor großen Herausforderungen, deshalb brauchen wir begabte junge Menschen, die unsere gebaute Umwelt von morgen engagiert gestalten und planen“, erklärte der Präsident der Architektenkammer NRW und Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutscher Architekten, Ernst Uhing. „Ich bin stolz darauf, dass wir mit unserem Förderpreis nun schon seit mehr als 30 Jahren angehende Architektinnen und Architekten auf ihrem Weg in den Beruf unterstützen können.“ Insgesamt 24 Arbeiten waren von Absolventinnen und Absolventen der Architekturfakultäten von neun nordrhein-westfälischen Hochschulen zum „Förderpreis 2021“ vorgelegt worden. Alle Bewerberinnen und Bewerber wurden von ihren Professor*innen als „besonders begabt“ eingeschätzt; der Vorschlag zur Teilnahme an dem Auszeichnungsverfahren erfolgte durch die jeweiligen Hochschullehrer*innen. Die Jury unter Vorsitz der Architektin Dagmar Grote (farwick+grote, Ahaus/Dortmund) lobte die ausgezeichneten Arbeiten als Beispiele für die planerische Auseinandersetzung mit aktuellen, gesellschaftlich relevanten Fragestellungen, die mit großer Analysetiefe, Fachkompetenz und Einfühlungsvermögen zu originellen Lösungsansätzen geführt hätten. Der Film ist abrufbar auf dem YouTube-Kanal der Architektenkammer NRW.Film zum „Förderpreis 21“ jetzt online
Förderpreis Die Stiftung Deutscher Architekten vergibt alle zwei Jahre Förderpreise an besonders begabte Absolventinnen und Absolventen der NRW-Architekturstudiengänge. Eine unabhängige Jury unter Vorsitz von Architektin Dagmar Grote vergab am 5. Mai 2021 die Förderpreis 2021 an drei besonders talentierte Nachwuchs-Planerinnen und Planer; außerdem wurden vier Anerkennungen ausgesprochen. Einen der drei (gleichrangigen) Förderpreise, die mit 3000 Euro dotiert waren, erhielt Anna Constanze Mersmann für ihre Arbeit „Eine kurze Endlichkeit – Ein Kinderhospiz in der Stadt“, die sie an der RWTH Aachen University vorgelegt hatte, vorgeschlagen von Prof. Dr. Carolin Stapenhorst. Frau Mersmann, in Ihrer Arbeit befassen Sie sich mit dem Thema „Sterben von Kindern“ und gestalten einen Ort für Kinder und ihre Familien auf dem letzten gemeinsamen Weg. Was hat Sie dazu gebracht, sich mit diesem bewegenden Thema zu befassen? Das Thema Kinderhospiz löst in vielen Menschen im ersten Augenblick Unbehagen aus. Dass ein Kinderhospiz neben der letzten Station des Lebens ein schöner, unterstützender Ort ist, an dem täglich gelebt und gelacht wird, ist vielen nicht bewusst. Auf die individuellen Bedürfnisse und Situationen der Menschen einzugehen und so einen Ort zu schaffen, der sie unterstützt, war für mich eine besonders spannende Herausforderung. Dabei war mein Ziel, ein freies und mutiges architektonisches Konzept zu entwickeln, welches der Sensibilität des Themas gerecht wird. Die Jury hat Ihnen ein besonderes Talent bestätigt. Sie haben in Ihrer Arbeit kreative Gestaltungskraft, gepaart mit einem guten Gefühl für menschliche Bedürfnisse und einer angemessenen Umsetzung in architektonische Formensprache gezeigt. Was bildet Ihrer Meinung nach die Basis für die Entwicklung eines guten architektonischen Konzepts? Aus meiner Sicht ist das Bewusstsein, für wen man plant und wer die geplanten Gebäude nutzt, einer der wichtigsten Bausteine für einen guten Entwurf. Die Bedürfnisse der Nutzer eines Gebäudes zu analysieren, und die dadurch gefundenen Lösungsansätze in einem architektonischen Konzept zusammenzubringen, sind die Herausforderungen, denen ich mich auch in meiner Thesis von Beginn an gestellt habe. Das gilt meiner Meinung nach nicht nur für sensible Bau- oder Planungsaufgaben, sondern sollte grundsätzlich für uns als Architektinnen und Architekten von besonderer Bedeutung sein. So verändern sich beispielweise auch durch die Corona-Pandemie die Bedürfnisse der Menschen in den Bereichen Wohnen und Arbeiten. Dies sollte bei neuen Planungsaufgaben individuell betrachtet und in die Konzeptentwicklung einbezogen werden. Welche Pläne haben Sie für Ihren weiteren beruflichen Werdegang? Welche Ziele möchten Sie als angehende Architektin erreichen? Derzeit sammle ich Erfahrungen in einem großen Architekturbüro. Dort habe ich die Möglichkeit, spannende und herausfordernde Planungsaufgaben von der Konzeptfindung bis zur Realisierung zu begleiten. Für die Zukunft ist es mir wichtig, dass ich meine persönlichen Vorstellungen und Ideen nicht aus den Augen verliere und mich durch neue Impulse sowie den Austausch und Dialog über Architektur stetig weiterentwickle. Das Interview führte Vera-Anton LappeneitInterview: „Ein freies, mutiges Konzept“
Förderpreis 2021 Den Nachwuchs zu motivieren, zu inspirieren und gute Architekturkonzepte öffentlich zu präsentieren – das sind die Ziele des „Förderpreises“ der Stiftung Deutscher Architekten, der am 5. Mai 2021 in einer Online-Preisverleihung zum 18. Mal an angehende Architektinnen und Architekten verliehen wurde. Drei gleichrangige Förderpreise, die mit je 4000 Euro dotiert waren, und vier Anerkennungen gingen an Absolventinnen und Absolventen der Architekturfakultäten der nordrhein-westfälischen Hochschulen. „Architektur und Stadtplanung stehen in Zeiten der Pandemie und der Klimaschutzziele vor großen Herausforderungen, deshalb brauchen wir begabte junge Menschen, die unsere gebaute Umwelt von morgen engagiert gestalten und planen“, erklärte der Präsident der Architektenkammer NRW und Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Ernst Uhing. „Ich bin stolz darauf, dass wir mit unserem Förderpreis nun schon seit mehr als 30 Jahren angehende Architektinnen und Architekten auf ihrem Weg in den Beruf unterstützen können.“ Insgesamt 24 Arbeiten waren von Absolventinnen und Absolventen der Architekturfakultäten von neun nordrhein-westfälischen Hochschulen zum „Förderpreis 2021“ vorgelegt worden. Alle Bewerberinnen und Bewerber wurden von ihren Professor*innen als „besonders begabt“ eingeschätzt; der Vorschlag zur Teilnahme an dem Auszeichnungsverfahren erfolgte durch die jeweiligen Hochschullehrer*innen. Die Jury unter Vorsitz der Architektin Dagmar Grote (farwick+grote, Ahaus/Dortmund) lobte die ausgezeichneten Arbeiten als Beispiele für die planerische Auseinandersetzung mit aktuellen, gesellschaftlich relevanten Fragestellungen, die mit großer Analysetiefe, Fachkompetenz und Einfühlungsvermögen zu originellen Lösungsansätzen geführt hätten. Drei gleichrangige Förderpreise – dotiert mit je 4.000 Euro – erhielten Felix Mayer (Stuttgart) für das „Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung und Heimatverlust, Berlin“, Anna Constanze Mersmann (Düsseldorf) für die Arbeit „Eine kurze Endlichkeit: Ein Kinderhospiz in der Stadt“ und Anthony Hans Widjaja (Aachen) für seinen Entwurf „Holz & Hochwasser: Schreinerverkaufsstätte in Bukit Duri“. Alle drei absolvierten ihr Masterstudium an der RWTH Aachen. Außerdem vergab die Jury vier Anerkennungen. Eine besondere Anerkennung (dotiert mit 1500 Euro) sprach sie Svenja Roßmöller (RWTH Aachen) zu für ihren Entwurf „Bedacht: Unterkunft für Obdachlose in Berlin“. Eine mit 1000 Euro dotierte Anerkennung ging an Hannah Torkler (FH Aachen) für „Zwischen Wasser und Land: Kultur und Freizeit in einem ehemaligen Trockendock“. Zwei Anerkennungen, die mit 750 Euro dotiert sind, bekamen Sarah Bäumer (Universität Siegen) für „LAG (isl.) schichten: Besucherzentrum in Islands schwarzen Lavafeldern“ und Henry Kirchberger (MSA Münster School of Architecture) für „Saatgutbibliothek +“. In die Bewertung der Jury flossen u. a. ein: der Schwierigkeitsgrad der Aufgabenstellung, die Intensität und Durchdringung des Themas, die Experimentierfreudigkeit und Innovationskraft der Lösung, die bautechnologische Präzision und die Qualität der Präsentation des Entwurfsprozesses. An diesen Kriterien soll das besondere Talent des Bewerbers bzw. der Bewerberin ablesbar sein. Die Jury lobte die hohe Qualität der Preisträgerarbeiten und der Anerkennungen. Hier werde die Stärke der Architektenausbildung in NRW deutlich, das notwendige Know-how zu vermitteln und zugleich die freie Entfaltung talentierter Nachwuchs-Architektinnen und -Architekten zu fördern. „Für die Jury war es Freude und Bürde zugleich, unter den hervorragenden Beiträgen der jungen Absolventinnen und Absolventen auswählen zu müssen“, erklärte die Juryvorsitzende Dagmar Grote. Neben der Fähigkeit zur analytisch-Intellektuellen Annäherung und der innovativ-kreativen Nutzung digitaler Technologien beeindruckte die Jury insbesondere die breite Behandlung aktuell gesellschaftlich relevanter städte- und hochbaulicher Fragestellungen: Umweltschutz und Nachhaltigkeit, Leben und Sterben, Umgang mit historischer Bausubstanz und dem Gebäudebestand. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutscher Architekten, Architektenkammerpräsident Ernst Uhing, betonte im Rahmen der virtuellen Preisverleihung die Bedeutung einer umfassenden, profunden Hochschulausbildung für Architektinnen und Architekten, für Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner*innen. Das Berufsbild werde immer komplexer und anspruchsvoller: Neben der Qualität des kreativen Entwurfs und der Perfektion in der technischen Umsetzung müssten Architektinnen und Architekten heute zunehmend Aufgaben der Projektsteuerung leisten sowie Kommunikationsprozesse moderieren. „Die zukünftige Bau- und Planungsqualität in unserem Land braucht einen klaren Kompass und den Geist der Innovation“, führte Uhing aus. Die ausgezeichneten Förderpreisträgerinnen und -preisträger hätten mit ihren eingereichten Arbeiten dafür hervorragende Beispiele geliefert.Große Analysetiefe und Einfühlungsvermögen
Drei Preise, vier Anerkennungen
HOhe Qualität der Arbeiten
Die PReisträger*innen 2021 und ihre Arbeiten
Lesen Sie auch: Die Förderpreisträger*innen im Interview
Förderpreis Die Stiftung vergibt alle zwei Jahre Förderpreise an besonders begabte Absolventinnen und Absolventen der Architektur- und Stadtplaner-Studiengänge in NRW. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Architektin und Stadtplanerin Judith Kusch hat im Januar getagt und drei besonders talentierte Nachwuchsplanerinnen- und planer ausgewählt. Einen Förderpreis erhielten Stefan Otte und David Taffner für die Arbeit „60 % Steigung, 80 % Riesling, 100 % Terroir“, vorgeschlagen von Prof. i. R. Dipl. Ing. Bauassessor Rolf Westerheide von der RWTH Aachen. Stefan Otte und David Taffner, die ausgezeichnete Arbeit befasst sich mit der besonderen Aufgabe, ein Weingut an der Mosel zu erweitern. Ein Weingut als Bauaufgabe ist für Planerinnen und Planer in NRW keine alltägliche Aufgabe. Haben Sie sich diese Aufgabenstellung selbst gesucht und gewählt? Wir haben beide einen familiären Bezug zur Mosel, von daher sind uns die Thematik und die Gegend gut bekannt. Davids Familie betreibt das Weingut, das wir in der Thesis erweitern und ergänzen; die Aufgabe ist also keine rein fiktive Idee. Wir wussten schon länger, dass wir unsere Master-Thesis gemeinsam erarbeiten wollten und haben uns im Vorfeld auch oft gefragt auf welche Bauaufgabe wir richtig Lust haben und welches übergeordnete Themengebiet uns wirklich interessiert. Ein Weingut bietet eine große Bandbreite an Räumlichkeiten, von funktionaler Produktion bis hin zu atmosphärischen Gasträumen – eine komplexe Aufgabe, an der wir großen Spaß hatten. Die Jury sieht in Ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag von außerordentlicher Qualität zur Fragestellung des Umgangs mit erhaltenswerter Bausubstanz im ländlichen Raum. Wie sehen Sie die Zukunft des ländlichen Raums und welchen Beitrag können Architektinnen und Architekten zum Erhält der regionalen Baukultur Ihrer Meinung nach leisten? Große Städte und Ballungszentren werden weiterhin wachsen, umso wichtiger ist es, dass der ländliche Raum im Zuge dieser Entwicklung nicht abgehängt wird. Architektinnen und Architekten haben aufgrund ihrer Ausbildung das Fachwissen zu erkennen, wo und wie sich erhaltenswerte Bausubstanz identitätsstiftend nutzen lässt. Am Beispiel unserer Thesis ist dies das denkmalgeschützte Bestandshaus von 1518, für die meisten Einwohner Zell-Merl – auf den ersten Blick nur ein marodes, sanierungsbedürftiges Haus, für uns jedoch der Ausgangspunkt der gesamten Erweiterung und formal sogar Vorlage für den Ergänzungsbau. Die Verflechtung der Architektur mit den lokalen Gegebenheiten (Terroir) ist hier das wichtigste Instrument; ein anonymer Neubau, der überall stehen könnte, ist im ländlichen Raum sicherlich kontraproduktiv. Wie in unserem Fall lässt sich in ländlichen Regionen Deutschlands vielerorts an eine reiche Historie anknüpfen, die durch uns als Planer gesichert und ausgebaut werden sollte, um den Charakter eines Ortes weiter zu schärfen. Hierdurch wird die Identität gestärkt und ein Alleinstellungsmerkmal ausgebildet. Der ländliche Raum erfährt dadurch einen deutlichen Qualitätszuwachs und es wird ein Kontrastangebot zum anonymeren Stadtraum geschaffen. Welche Pläne haben Sie für Ihren weiteren beruflichen Werdegang? Möchten Sie ein eigenes Architekturbüro – vielleicht sogar gemeinsam – gründen oder sehen Sie Ihre Zukunft in einem anderen Bereich? Momentan sammeln wir unabhängig voneinander unsere Erfahrungen in Büros mit spannenden und komplexen Bauaufgaben. Mindestens genauso wichtig wie ein schöner Entwurf ist es, die Qualitäten über den Planungs- und Bauprozess ins fertige Gebäude zu bringen. Das will gelernt werden. Die Selbstständigkeit können wir uns vorstellen, aber sie ist kein Muss. Wichtiger ist es uns eine Architektur zu entwerfen und zu bauen, die keinem Trend unterliegt, die bleibt. Ein eigenes Architekturbüro stellt zukünftig sicherlich eine reizvolle Option dar, um die eigenen Ideale möglichst unverfälscht in eine gebaute Realität verwandeln zu können. Zudem spielen die Lehre und der theoretische Diskurs in der Architektur eine wichtige Rolle für uns, da dies als Motor für Innovation dient und Zeit für eine tiefergehende Auseinandersetzung und Erforschung einer Fragestellung bietet.Interview: „Die Architektur geht aus dem Terroir hervor“
Förderpreis Eine Strohschlafstätte für Stadtkinder faszinierte die Jury zum Förderpreis 2018 der Stiftung Deutscher Architekten. Die Stiftung vergibt alle zwei Jahre Förderpreise an besonders begabte Absolventinnen und Absolventen der NRW-Architektur- und Stadtplanerstudiengänge. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Architektin und Stadtplanerin Judith Kusch hat im Januar getagt und drei besonders talentierte Nachwuchsplanerinnen- und planer ausgewählt. Einen Förderpreis erhielt Sophia Rodermund für die Arbeit „Der Siebenschläfer – Übernachten in der alten Scheune“, vorgeschlagen von Prof. Dipl.-Ing. Ulrich Nether, Hochschule Ostwestfalen Lippe. Sophia Rodermund, Ihre ausgezeichnete Arbeit befasst sich mit einer auf den ersten Blick kleinen Bauaufgabe, die Sie mit großer Intensität durchgearbeitet haben. Wichtig war es Ihnen, die Einfachheit und den ländlichen Stil beizubehalten. Mit regionalen und ökologischen Materialien ist es Ihnen gelungen, mit der Umnutzung einer Scheune Stadtkindern die Natur wieder nahe zu bringen. Sind Fragen der Ökologie in der Verwendung von Innenraummaterialien ein Thema, das Sie in Ihrer beruflichen Zukunft auch weiterhin vertiefen möchten? Sophia Rodermund: Es freut mich, dass dieses Thema einen so großen Anklang gefunden hat. Der Aspekt der ökologischen Nachhaltigkeit beginnt bereits in den benachbarten Bereichen, in der Stadtplanung und der Architektur. Die Innenarchitektur ist für mich deshalb so spannend, weil dort, insbesondere durch die Auswahl der Innenraummaterialien, viele direkte Berührungspunkte zu den Nutzern geschaffen werden. Bereits während meiner Bachelorarbeit habe ich mich mit der Verwendung von ökologischen Materialien im Innenraum auseinandergesetzt und mir die Frage gestellt, wie diese das Raumklima positiv beeinflussen können. Bei allen darauffolgenden Projekten war es mir ein großes Anliegen, dieses wichtige Thema zu berücksichtigen. Das Interesse ist groß, mein Wissen über die Verwendung traditioneller Baumaterialien zu vertiefen, insbesondere wenn es um den Einsatz und das Potenzial des Lehmbaus in der modernen Architektur geht. Gleichzeitig interessiert mich die Frage, wie der Gebrauch von ökologischen Baumaterialien auch bei architektonischen Großprojekten im städtischen Raum berücksichtigt werden kann. Die Jury hat Ihre Innenraumwelten von „bezaubernder atmosphärischer Dichte“ gelobt. Insgesamt wird Ihnen ein handwerklich hervorragendes Niveau und ein verblüffendes Vermögen, ihre Entwurfsideen anschaulich greifbar zu machen, attestiert. Wo sehen sie selbst Ihre Stärken? Während des Studiums habe ich eine große Leidenschaft für die zeichnerische Plandarstellung und dreidimensionale Visualisierung entwickelt. Dabei ist mit der Zeit der Ehrgeiz in mir gereift, eine eigene Handschrift entstehen zu lassen. Mein Interesse an der klassischen Illustration und Fotografie haben darauf großen Einfluss genommen und dafür gesorgt, dass sich digitale und analoge Medien an einigen Stellen überschneiden und vermischen. Ich freue mich, dass diese Art der bildhaften Gestaltung so gut angenommen wurde. Es ist von großer Bedeutung, dass Darstellungen geschaffen werden, welche die Intention des Entwurfs und die vorherrschende Atmosphäre richtig vermitteln. So entsteht eine hervorragende Möglichkeit, Entwürfe dem Kunden zugänglich zu gestalten und ihn zu begeistern. Welche Pläne haben Sie für Ihren weiteren beruflichen Werdegang? Möchten Sie ein eigenes Innenarchitekturbüro gründen – oder sehen Sie Ihre Zukunft in einem anderen Bereich? Ich kann mir durchaus vorstellen, mich in meinem späteren Berufsleben auf das Bauen im Bestand zu konzentrieren, und möchte deshalb zunächst etwas grundlegende Berufserfahrung sammeln. Während meiner Recherchen im Zuge der Masterarbeit ist mir deutlich geworden, dass der Leerstand im ländlichen Raum ein großes und vielschichtiges Potenzial darstellt. Da ich selbst auf dem Dorf aufgewachsen bin, wird mich auch in Zukunft die Frage beschäftigen, inwiefern Bauaufgaben im ländlichen Raum dazu beitragen werden, Orte für die Bevölkerung zu erhalten und sie langfristig daran zu binden. Ich möchte Räume schaffen, mit denen sich die Gesellschaft auch morgen noch identifizieren kann.Interview: „Eigene Handschrift für das Bauen auf dem Land“