„Was plant der Architektur-Nachwuchs?“ Das will die Stiftung Deutscher Architekten (SDA) wissen – und zeichnet die begabtesten Absolventinnen und Absolventen der Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung in NRW alle zwei Jahre mit ihrem Förderpreis aus. In diesem Jahr wird der Förderpreis der Stiftung Deutscher Architekten zum 20. Mal ausgelobt.
30.09.2024
Der Förderpreis würdigt außergewöhnliche junge Talente, die von ihren Professorinnen und Professoren vorgeschlagen werden. Deutlich wird das Talent an Arbeiten, die im Rahmen eines in den Jahren 2023 oder 2024 an einer nordrhein-westfälischen Hochschule abgeschlossenen Studiums der Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur oder Stadtplanung erbracht wurden.
Ziel ist es, den Berufsnachwuchs zu fördern und für den Start in das Berufsleben zu motivieren. Teilnahmeberechtigt sind Absolventinnen und Absolventen, die (mit Ausnahme der beruflichen Praxis und der postgradualen Weiterbildung) die Voraussetzungen zur Eintragung in die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen erfüllen. Das Bewerbungsverfahren für den Förderpreis beginnt am 1. Oktober. Bis zum 10. November können Kandidatinnen bzw. Kandidaten dann von ihren Hochschulen vorgeschlagen werden.
Insgesamt ist der Förderpreis mit 16 000 Euro dotiert. Vorgesehen ist die Vergabe von drei gleichen Preisen zu je 4000 Euro. Darüber hinaus kann die Jury für besondere Anerkennungen eine Summe von 4000 Euro gleichmäßig oder gestaffelt verteilen.
Eine Teilnahme ist ab 1. Oktober möglich (bis 10. November).
Auf dem Weg zu einer integrativen Stadtentwicklung
Dr. Anna Kloke, Stipendiatin der Stiftung Deutscher Architekten, gibt einen zweiten Zwischenbericht zu ihrer Forschungsarbeit zu Karl Ganser.
05.07.2024
von Dr. Anna Kloke
Als die Internationale Bauausstellung Emscher Park 1993 in ihrem vierten Jahr lief, veröffentlichte ihr Geschäftsführender Direktor Karl Ganser gemeinsam mit Thomas Sieverts, einem der Wissenschaftlichen Direktoren des Strukturförderprogramms, in der Fachzeitschrift „disP – The Planning Review“ den Aufsatz „Vom Aufbaustab Speer bis zur Internationalen Bauausstellung Emscher Park und darüber hinaus. Planungskulturen in der Bundesrepublik Deutschland“. Sie beschrieben darin Entwicklungsstränge der Stadtplanung Deutschlands seit 1943 bis zu einer von ihnen attestierten „gegenwärtigen Stadtkrise“.
Die im Zuge der Planungseuphorie der 1960er Jahre zunehmende Verwissenschaftlichung und die hiermit verbundene Interdisziplinierung der Stadtplanung hin zu einer integrierten Entwicklungsplanung hätten zwar zu einer „sensibilisierten Planungsmentalität für Stadtgestaltung“ geführt, jedoch seien ihre umfassenden Planungssysteme mit langandauernden öffentlichen Entscheidungsverfahren angesichts der Komplexität der Gesellschaft und der herrschenden Probleme, des drängenden und kostenintensiven Strukturerneuerungsbedarfs sowie abnehmender Finanzierungsmöglichkeiten nicht zeitgemäß.
Perspektivischer Inkrementalismus
Als möglichen Ausweg aus dieser Krise stellten Ganser und Sieverts das Planungsmodell des „Perspektivischen Inkrementalismus“ vor, das in der IBA Anwendung fand:
Anstelle einer flächendeckenden Realisierung abstrakter Programmstrukturen solle sich die Bauausstellung auf mittelfristig realisierbare Einzelprojekte beschränken, die sich „perspektivisch“ an „allgemeinen Zielvorgaben auf dem Niveau von gesellschaftlichen Grundwerten“ orientieren, die im Einzelfall unterschiedliche Gewichtung erfahren können. Auf zunehmende Fähigkeiten zu Selbstorganisation vertrauend, wolle die IBA als „Werkstatt zur Erneuerung alter Industriegebiete“ endogene Innovationspotenziale in der Region mobilisieren und so innovative Milieus mit Ausstrahlungskraft etablieren.
Die im Aufsatz beschriebenen Entwicklungsstränge der Planungskulturen in Deutschland und ihre politischen Debatten erlebte Ganser nicht nur mit, sondern prägte sie an entscheidenden Stellen als eine treibende Kraft in Forschung, Lehre und Planungsprojekten– sowohl in NRW und Bayern als auch auf Bundesebene. So bestimmte das prozedurale Planungsmodell des Perspektivischen Inkrementalismus die planungstheoretische Debatte Deutschlands in den 1990er Jahren als „dritter Weg“ jenseits des geschlossenen und umfassenden Modells einer integrierten Entwicklungsplanung und des „offenen“ Modells des Inkrementalismus mit weitgehendem Steuerungsverzicht.
Forschungsbasis Publikationen/Schriften
Karl Ganser publizierte von den 1960er bis Ende der 2010er Jahre regelmäßig in der Fach- und Tagespresse, veröffentlichte seine Forschungen unter anderem in den „Münchner Geographischen Heften“ und war an der Herausgabe von Fachzeitschriften beteiligt. Die verschiedenen Schiften dienten Ganser als Instrument der Rezeptionssteuerung, Werbung und gesellschafts-politischen Einflussnahme. Sie bilden eine wichtige Primärquelle für die Forschungsarbeit zur Darlegung der Entwicklung Gansers Planungsansatzes und seiner aktiven Teilnahme an der planungs-politischen Debatte in Deutschland und darüber hinaus. Zudem stellen die Schriften ein wichtiges zeithistorisches Zeugnis dieser Debatte dar und dokumentieren Gansers frühe Beschäftigung mit Themen wie der Erhaltenden Stadterneuerung.
Bis heute gibt es zahlreiche Veröffentlichungen zur IBA Emscher Park und weiteren Projekten unter Gansers Beteiligung, wie zur IBA see, zum Gaswerk Augsburg oder zum Programm zur Erhaltenden Stadterneuerung. Es liegt jedoch keine wissenschaftliche Literatur zu Leben und Gesamtwerk Karl Gansers vor, die Gansers Weg zu einer integrativen Stadtentwicklung und zum Perspektivischen Inkrementalismus als richtungsentscheidendes Planungsprogramm der IBA Emscher Park aufzeigen und erläutern könnte.
Darüber hinaus fehlt bislang eine Analyse der personal-politischen und projektbezogenen Verknüpfungen in Gansers Laufbahn. Die Forschungsarbeit will diese Lücke schließen und anhand ausgewählter Schriften und Projekte die Entwicklung Gansers Planungsansatzes auf dem Weg zu einer integrativen Stadtentwicklung nachzeichnen und Gansers Wirken im biographischen und im planungs-politischen Kontext anhand ausgewählter Schriften und Projekte aufzeigen.
„Hands on“ geht in die zweite Runde! Die Stiftung Deutscher Architekten setzt ihr neues Exkursions-Format im kommenden Jahr fort. Auch im Jahr 2025 soll eine Reise in eine andere Region der Welt unternommen werden, auf der der Planungsnachwuchs „anpackt“ und ganz praktisch ein Planungsprojekt realisiert.
25.06.2024
Mit dem „Hands-on-Projekt 2025“ fördert die Stiftung Deutscher Architekten Juniorarchitekt*innen sowie Absolvent*innen der Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung, die mit einer kostengünstigen Eigenbeteiligung (350 Euro + Eigenkosten vor und während der Reise) an dem Reisestipendium teilnehmen können. Sie ermöglicht ihnen einen Aufenthalt im Ausland, wo in Zusammenarbeit mit erfahrenen Architektinnen und Architekten sowie lokalen Arbeitskräften ein Bauprojekt geplant und umgesetzt wird. Themenschwerpunkt ist das nachhaltige Planen und Bauen mit lokalen Materialien und unter Anwendung tradierten Wissens. Zudem sollen die Teilnehmenden die Erfahrung machen, unter den unbekannten Bedingungen vor Ort „anzupacken“ und ein Projekt in konzentrierter Form von der Planung bis zur Realisierung mitzuentwickeln.
Das erste Hands on-Projekt führte Anfang 2024 16 Nachwuchsplanerinnen und -planer aus NRW nach Thailand, wo in der Region Mae Sot ein Schulgebäude für Binnenflüchtlinge aus Myanmar entstand. Auch das zweite „Hands on“-Projekt der Stiftung Anfang 2025 soll sich mit dem Bau einer Bildungseinrichtung für Kinder befassen. Es geht wieder nach Mae Sot, um auf den dort jetzt vorhandenen Kontakten aufzubauen. Die Reise soll vom 10. Januar bis zum 22. Februar 2025 stattfinden. Die Begleitung übernimmt Architekt Jan Glasmeier mit seinem Büro „Simple Architecture“.
Bewerben kann sich, wer ein kammerfähiges Studium erfolgreich absolviert hat oder dies in Kürze abschließt. Im Falle eines Studiums der genannten Fachrichtungen an einer Hochschule in einem anderen Bundesland berechtigt auch ein Wohnsitz in NRW zur Teilnahme.
Juniorarchitektinnen und Juniorarchitekten in NRW, Absolvent*innen (die noch keine Vollmitglieder der AKNW sind) sowie Studierende in den höheren Semestern der Fachrichtung Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung können sich bis zum 15. Juli 2024, 8:00 Uhr morgens, unter hands-on@aknw.de bewerben.
Einzureichende Bewerbungsunterlagen sind ein Lebenslauf mit einem Nachweis eines kammerfähigen Studiums in NRW und ein Bewerbungsschreiben (max. A4), in dem die Motivation, Fähigkeiten und gegebenfalls Erfahrung mit ähnlichen Projekten und Orten zusammengefasst sein sollten, wobei letztere keine Voraussetzung für die Teilnahme am Bewerbungsverfahren ist.
Die Teilnahme an einer Infoveranstaltung vom 19. Juni stellt ebenfalls keine Voraussetzung für die Einreichung einer Bewerbung dar. Die Teilnehmerinnern und Teilnehmer werden durch ein Auswahlverfahren ausgesucht und Anfang August über die Auswahl informiert. Die Teilnehmeranzahl ist begrenzt. Mehr Informationen zum Projekt auch hier.
„Hands on“ geht in die zweite Runde! Die Stiftung Deutscher Architekten setzt ihr neues Exkursions-Format im kommenden Jahr fort. Auch im Jahr 2025 soll eine Reise in eine andere Region der Welt unternommen werden, auf der der Planungsnachwuchs „anpackt“ und ganz praktisch ein Planungsprojekt realisiert.
29.05.2024
Mit ihren „Hands-on“-Projekten fördert die Stiftung Deutscher Architekten Juniorarchitektinnen und Juniorarchitekten sowie Absolventinnen und Absolventen, der Fachrichtung Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung, die noch nicht Mitglied der Architektenkammer NRW sind. Sie ermöglicht ihnen einen Aufenthalt im Ausland, wo in Zusammenarbeit mit erfahrenen Architektinnen und Architekten sowie lokalen Arbeitskräften ein Bauprojekt geplant und umgesetzt wird. Themenschwerpunkt ist das nachhaltige Planen und Bauen mit lokalen Materialien und unter Anwendung tradierten Wissens. Zudem sollen die Teilnehmenden die Erfahrung machen, unter den unbekannten Bedingungen vor Ort „anzupacken“ und ein Projekt in konzentrierter Form von der Planung bis zur Realisierung mitzuentwickeln.
Das erste Hands on-Projekt führte Anfang 2024 16 Nachwuchsplanerinnen und -planer aus NRW nach Thailand, wo in der Region Mae Sot ein Schulgebäude für Binnenflüchtlinge aus Myanmar entstand. Auch das zweite „Hands On“-Projekt der Stiftung soll sich mit dem Bau einer Bildungseinrichtung für Kinder befassen. Es geht wieder nach Mae Sot, um auf den dort jetzt vorhandenen Kontakten aufzubauen. Die Reise soll vom 10/11. Januar bis 22. Februar 2025 stattfinden. Bewerben können sich Absolventinnen und Absolventen sowie Studierende in den höheren Semestern der Fachrichtung Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung. Die Begleitung übernimmt Architekt Jan Glasmeier mit seinem Büro „Simple Architecture“
Für alle, die Interesse haben, an der Reise teilzunehmen, findet am Mittwoch, 19. Juni, um 17.30 Uhr eine digitale Infoveranstaltung via ZOOM statt. Architekt Jan Glasmeier wird über das Projekt, die Herausforderungen und die Voraussetzungen informieren. Interessierte können sich bis zum 18. Juni 2024 per E-Mail anmelden (hands-on@aknw.de).
Mit der Bewerbung für die Reise ist der Nachweis eines erfolgreich abgelegten kammerfähigen Studiums oder zeitnaher Abschluss in NRW erforderlich. Im Falle eines Studiums der genannten Fachrichtungen an einer Hochschule in einem anderen Bundesland, berechtigt auch ein Wohnsitz in NRW zur Teilnahme.
Mitte Januar flogen 16 junge Planerinnen und Planer auf Einladung der Stiftung Deutscher Architekten nach Thailand. Ihr Ziel: Mae Sot im Nordwesten des Landes. Dort entwickeln sie unter der fachlichen Anleitung von Architekt Jan Glasmeier Planungen für einige Schulräume, die im Rahmen des „Hands On!“-Projektes auch vor Ort realisiert werden.
26.01.2024
6. März 2024 – von Sanaz Kashi / Melanie Brans
Ende Februar kehrte der Architektur-Nachwuchs zurück – voller Eindrücke und um einige Erfahrungen reicher. Es ist das erste Projekt dieser Art, das die Stiftung Deutscher Architekten durchführte.
Nach vielen Jahren Erfahrung mit Formaten wie Sommerexkursionen und Studienreisen, auf denen sich Absolventinnen und Absolventen der NRW-Architekturstudiengänge aller Fachrichtungen konkret mit Planungsaufgaben beschäftigten, die jedoch im Theoretischen blieben, ging es diesmal darum, nicht nur die Planung zu übernehmen. Der Architekturnachwuchs packte auch konkret mit an, um einige Klassenräume in traditioneller Bauweise mit lokal verfügbarem Material und lokalen Arbeitskräften umzusetzen. Auf diese Weise lernten die jungen Planerinnen und Planer auch Menschen, die örtlichen Bräuche und die thailändische Kultur kennen.
„Es geht um fachliche Vertiefung und Persönlichkeitsbildung“, hatten der Geschäftsführer der Stiftung Deutscher Architekten, Markus Lehrmann, und Architekt Jan Glasmeier im Vorfeld erklärt. Glasmeier hat mit seinem Büro „Simple Architecture“ bereits verschiedene Projekte im Bereich des vernakulären Bauens und der Entwicklungshilfe in Afrika und Asien angestoßen und begleitet.
Diesmal in Kooperation mit der Stiftung Deutscher Architekten, die die Förderung des Planungsnachwuchses als Stiftungsziel hat. Örtlicher Partner war die Organisation „Help without frontiers Thailand“. Nach einem Studientag in der Hauptstadt Bangkok ging es für die Planerinnen und Planer aus Deutschland direkt an den Zielort Mae Sot – eine Stadt mit über 30 000 Einwohnern, die durch Fluchtbewegungen aus Myanmar und illegalen Menschenhandel geprägt ist.
In Mae Sot ist die „New Day School“ lokalisiert. In dieser werden rund 400 Schülerinnen und Schüler der Elementarstufe beschult. Das Schulgelände besteht aus einem U-förmigen Bestandsbau, der einen großen Schulhof mit altem Baumbestand einfasst. Auf dem Schulhof sollte ein Neubau mit Platz für vier Klassen entstehen. Die Gruppe aus Deutschland war mit groben Vorentwürfen angereist, die vor allem Architekt Jan Glasmeier mit seinem Team erarbeitet hatte. In Mae Sot angekommen, ging es direkt praxisorientiert los: Vermessung des Geländes, Höhen nehmen, die in Deutschland entstandenen Vorentwürfe anpassen.
Mit vor Ort war auch Stadtplaner Markus Lehrmann, Geschäftsführer der Stiftung Deutscher Architekten. Er betonte die Bedeutung des Projektes für die Stiftung: „Es ist das erste Mal, dass wir so konkret eine Planung auch realisieren. Der Architekturnachwuchs sammelt Erfahrungen, die sicherlich nicht nur für das spätere Berufsleben wertvoll sind, sondern die auch ein Leben lang prägend sein werden.“ Zur Praxiserfahrung gehörte für die jungen Planerinnen und Planer auch, sich intensiv mit dem Ort und seinen Besonderheiten auseinanderzusetzen und die Pläne daraufhin zu überprüfen, ob sie den spezifischen Bedingungen entsprechen.
„In der Regenzeit ist hier mit besonderen Starkregenereignissen zu rechnen“, stellte Teilnehmerin Eva Müller, Architektur-Masterstudentin an der FH Münster, fest. „Daher ist es entscheidend, so zu planen, dass es nicht zu Staunässe kommt, und auch die Höhe der Gebäudefundamente so anzupassen, dass die Wände nicht im Wasser stehen.“
Junior-Architektin Mira Leven aus Aachen berichtete von Vermessungsarbeiten, bei denen die Fluchten des Neubaus und dessen Bezug zum Bestandsbau bis ins Detail überprüft wurden. „Dabei ging es uns darum, den vorhandenen Baumbestand zu erhalten und gut einzufügen.“ Entstanden ist am Ende ein Neubau auf drei Niveaus mit Platz für die Klassenräume und für einen offenen Ruhe- bzw. Rückzugsraum für die Grundschüler; ein notwendiger, Schatten spendender Ort für die Pausen in sonnen- und hitzereichen Trockenzeiten.
Der vorhandene Hain auf dem Bauplatz konnte in den organischen Entwurf integriert werden. Das Gebäude legt sich quasi um die Bestandsbäume herum. Vom ersten Tag an machten die Teilnehmer*innen des „Hands On“-Projektes ganz praktische Erfahrungen. Dazu gehörte die Anwendung einer Schlauchwaage ebenso wie die Schwerstarbeit bei der Herstellung des Fundaments und die Errichtung des Rohbaus in traditioneller Bauweise. Eine Besonderheit war dabei die direkte Begegnung mit den Menschen vor Ort, etwa mit lokalen Arbeitskräften, von denen die jungen Planer*innen viel lernen konnten – z. B. die eigene Herstellung der für den Bau benötigten Lehmbausteine und deren Verarbeitung.
Moritz Ferfer, Masterstudent der Fachrichtung Architektur aus Köln: „Das begann mit der Auswahl des Produktionsortes – es musste ausreichend Aushub und Platz für die Verarbeitung vorhanden sein. Und das ging bis zur Produktion selbst. Der vorhandene Lehmboden wurde mit Reishülsen und Sand vermischt und in Form gebracht.“ Die künftigen Schülerinnen und Schüler, für die die neuen Klassenräume entstanden, wurden zur aktiven Mitwirkung eingeladen: „Sie haben uns täglich auf der Baustelle besucht und uns Obst und frisches Wasser gebracht“, so die teilnehmenden jungen Planerinnen und Planer.
Praktische Erfahrung konnte die Gruppe der Stiftung Deutscher Architekten den Schülerinnen und Schülern der „Harrow International School Bangkok“ vermitteln, die im Rahmen der Berufsorientierung mit ihren Lehrern immer wieder zur Baustelle kamen und mit einbezogen wurden: So halfen sie beim Flechten von Bewehrungskörben für die Fundamente.
Bis Ende Februar blieb die deutsche Gruppe in Mae Sot. Die Gruppe der Stiftung Deutscher Architekten meldete sich regelmäßig mit Planungs- und Baufortschritten sowie mit persönlichen Erfahrungen via Social Media (Instagram, Facebook und LinkedIn). Dort sind die Fortschritte dauerhaft abrufbar. Die Ergebnisse werden außerdem ausführlich in einer Dokumentation dargestellt und erläutert, die kostenlos bei der Architektenkammer NRW bestellt werden kann (zentrale@aknw.de) oder hier zum Download (PDF) angeboten wird.
Videodokumentation
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Team Mae Sot: Zu einem ersten Kennenlernen trafen sich am 23. Oktober die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten „hands-on“-Projektes der Stiftung Deutscher Architekten (SDA).
30.10.2023
Die Gruppe wird vom 11.01. bis zum 24.02.2024 im thailändischen Ort Mae Sot Klassenräume aus örtlichen Materialien – vor allem Stampflehm – und unter Einbindung lokaler Arbeitskräfte planen und errichten. Die fachliche Leitung hat Architekt Jan Glasmeier (l.), der mit seinem Büro „simple architecture“ schon verschiedene ähnliche Projekte in Asien und Afrika realisiert hat. „Es geht um fachliche Vertiefung und Persönlichkeitsbildung“, erklärte Markus Lehrmann (hinten l.), Geschäftsführer der SDA, der sich über die Begeisterung der jungen Planer*innen für das ambitionierte Vorhaben sehr freute.
Venedig dürften die meisten Architekturinteressierten kennen – aber die „Geisterinsel Poveglia“? Mit der Wiederbelebung der unbewohnten Insel befasste sich der „Internationale Workshop“ der Stiftung Deutscher Architekten 2022, an dem über 20 Architektur-Absolventinnen und Absolventen teilnahmen.
17.07.2023
Im Rahmen eines umfangreichen Rahmenprogramms wurden die jungen Planer und Planerinnen im Herbst des letzten Jahres an die städtebauliche Entwicklung der Hauptinsel Venedigs mit ihren verschiedenen zugehörigen Inseln in der Lagune herangeführt. Themenfelder waren beispielsweise „Übertourismus“ und „innovative Wohntypologien“. Dabei entwickelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops insbesondere Nutzungsideen für die seit vielen Jahren verlassene Insel Poveglia.
Kooperationspartner war die Università Iuav di Venezia (IUAV) mit ihrer Architekturfakultät. Betreut wurde der Workshop von Prof. Donatella Fioretti (Kunstakademie Düsseldorf), Prof. Rolf Westerheide (Vorstandsmitglied AKNW) und seitens der IUAV von Prof. Marco Pogacnik und Prof. Sergio Pascolo.
Lektüre gefällig?: Die Ergebnisse des Workshops werden nun ausführlich in einer Dokumentation dargestellt und erläutert, die kostenlos bei der Architektenkammer NRW bestellt werden kann: zentrale@aknw.de.
HANDS ON
Junge Planer*innen „packen an“: „Hands-on“-Projekt in Thailand
Nachhaltiges Planen und Bauen mit regionalen Materialien und unter Anwendung tradierten Wissens – diese Themenschwerpunkte stehen im Vordergrund des neuen Formats „Hands on“ der Stiftung Deutscher Architekten (SDA). Das erste „Hands on“-Projekt der SDA wird sich Anfang Januar 2024 mit dem Bau von Schulklassen in Mae Sot (Thailand) befassen. Etwa 15 junge Planerinnen und Planer werden Teil des Projektes sein. – Am 5. Juli zeigten sich im Rahmen eines Kick-Off-Meetings 86 junge Nachwuchskräfte grundsätzlich an einer Teilnahme interessiert.
14.07.2023
„Es wird ein Projekt sein, das vor Ort entsteht – gemeinsam mit Ihnen“, erklärte Markus Lehrmann, Geschäftsführer der Stiftung Deutscher Architekten, im Rahmen der Auftaktveranstaltung, die als digitales Informationsformat durchgeführt wurde. Der Gelsenkirchener Architekt Jan Glasmeier (Büro „Simple Architecture“) werde das Projekt begleiten, erläuterte Lehrmann.
Die Projekt-Details
Vom 11.01. bis zum 24.02.2024 bietet die Stiftung Deutscher Architekten einer ausgewählten Gruppe von jungen Planer*innen die Möglichkeit, Klassenräume in Mae Sot zu planen und zu realisieren. In Zusammenarbeit mit Jan Glasmeier und einheimischen Arbeitern soll das Vorhaben innerhalb von sechs Wochen vollständig realisiert werden. Die Teilnehmer sollen neben der Planung des Projektes auch in die Umsetzung und den Bau eingebunden werden. Das Projekt wird von Mitarbeiter*innen der Geschäftsstelle der Architektenkammer NRW begleitet.
„Dies wird ein größeres Projekt“, erklärte Jan Glasmeier den jungen Planerinnen und Planern. Er selbst habe schon zahlreiche Bauprojekte in Thailand unterstützt, darunter auch Schulbauprojekte. Voraussichtlich werden die Projektteilnehmer gleich mehrere Klassenzimmer während der Projektzeit planen und bauen können. „Vieles wird sich spontan vor Ort entscheiden und entwickeln“, sagte der Architekt und ergänzte: „Auf diese Spontanität freue ich mich sehr!“ Das Projekt biete die Chance, traditionelle Bauweisen und Baustoffe der Region wie Lehm oder Holz in der konkreten Anwendung zu erproben.
Bei der Informationsveranstaltung wurden auch organisatorische Eckdaten bekannt gegeben, die sukzessiv hier auf der Website einzusehen sein werden. Die jungen Planerinnen und Planer nutzten den Infoabend, um vielfältige Fragen zum Projekt zu stellen, etwa nach den Transportwegen der verwendeten Baustoffe oder ob die Realisierung von multifunktionalen Klassenräumen möglich sei.
„Uns eint die Überzeugung des Projektes“, resümierte SDA-Geschäftsführer und AKNW-Hauptgeschäftsführer Markus Lehrmann zum Abschluss der Informationsveranstaltung. „Wir freuen uns nun auf zahlreiche Bewerbungen!“
Bei Interesse schicken Sie Ihre Bewerbung, einen Studiennachweis und ein Motivationsschreiben bis zum 14. August 2023 an hands-on@aknw.de.
Mit dem „Hands on“-Projekt fördert die Stiftung Deutscher Architekten Juniorarchitekt*innen sowie Absolventinnen und Absolventen der Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung, die mit einer kostengünstigen Eigenbeteiligung (250 Euro) an dem Reisestipendium teilnehmen können. Bewerben kann sich, wer ein kammerfähiges Studium erfolgreich absolviert hat oder dies in Kürze abschließt. Im Falle eines Studiums der genannten Fachrichtungen an einer Hochschule in einem anderen Bundesland berechtigt auch ein Wohnsitz in NRW zur Teilnahme.
Bei Fragen wenden Sie sich an: Sanaz Kashi (Tel. 0211 – 4967821) oder Vera Lappeneit (Tel. 0211 – 496742) oder per E-Mail an hands-on@aknw.de. Die Teilnahme an der Informationsveranstaltung am 05.07.23 stellt keine Voraussetzung für die Einreichung einer Bewerbung dar.
ÜBER UNS
Begeisterndes für den BerufsnachWuchs
Internationale Fachexkursion, Förderpreise, Forschungsförderung und Stipendien: Die Gremien der Stiftung Deutscher Architekten (SDA) beschlossen auf ihrer Sitzung am 16. Mai im Baukunstarchiv NRW eine ganze Reihe attraktiver Projekte, mit denen der Berufsnachwuchs motiviert und gefördert werden soll.
01.06.2023
„Der Austausch mit jungen Kolleginnen und Kollegen wird immer lebendiger und fruchtbarer“, zeigte sich Ernst Uhing, Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Deutscher Architekten, in seiner Begrüßung überzeugt. Die Einführung der Junior-Mitgliedschaft in der Architektenkammer NRW sowie die „Sag JA* – Junge Planer“-Kampagne der Kammer trage dazu ebenso bei wie die vielfältigen Aktivitäten der Stiftung Deutscher Architekten. Der SDA-Vorstand tagte am 16.05.23 in Dortmund gemeinsam mit dem Kuratorium der Stiftung. Beide Gremien diskutierten die jüngsten Veranstaltungen und beschlossen neue Projekte für die kommenden Monate.
Stipendium: Karl Ganser und die IBA Emscher Park
Im Bereich der Förderung von Wissenschaft und Forschungsnachwuchs arbeitet Dr. Anna Kluge als Stipendiatin der SDA an ihrer Habilitationsschrift zum Thema „Karl Ganser und die IBA Emscher Park“. Anna Kloke gab einen Zwischenbericht über ihren Forschungsstand über das Wirken von Karl Ganser, dem Geschäftsführer der IBA Emscher Park (Kernlaufzeit: 1989 – 1999).
Dr. Kloke stellte insbesondere ein neues Buch über Karl Ganser vor, das sie anlässlich einer Fachtagung im Baukunstarchiv NRW mit Heiner Monheim und Uli Paetzel herausgegeben hatte. Deutlich würde in den zehn Fachbeiträgen des Buches, dass Karl Ganser schon sehr früh in seinem beruflichen Wirken über Strukturen und Weiterentwicklung von Planungsprozessen nachgedacht habe. „Das Planen der Planung hat Ganser in besonderer Weise ausgezeichnet“, so Dr. Kloke. Kennzeichnend für sein Wirken sei ein „perspektivischer Inkrementalismus“ gewesen: ein Ansatz, der ermöglicht habe, Projekte zu erproben und erst im Prozess das zugehörige Regelwerk zu entwickeln. Interessant sei auch, dass Ganser sich zeitlebens für einen aktiven Naturschutz eingesetzt habe. „Wichtig war mir, nicht nur zurückzublicken, sondern auch Perspektiven aufzuzeigen, die sich aus der Arbeit Gansers bis heute ergeben“, betonte Dr. Kloke. So sei vielen nicht bekannt, dass Karl Ganser noch bei der Entwicklung der „Kulturhauptstadt Ruhr“ maßgeblich involviert war. Auch die Bezüge zwischen IBA Emscher Park und IGA Ruhr 2027 wurden herausgearbeitet.
Internationaler Workshop
Vorstandsmitglied Prof. Rolf-Egon Westerheide blickte zurück auf den Workshop, den die SDA im Spätsommer 2022 auf der venezianischen Insel San Servolo durchgeführt hatte. Die junge Planergruppe habe vor Ort sehr intensiv gearbeitet. „Die unterschiedlichen Begabungen der Studierenden kamen dabei gut heraus. Es fand ein intensiver Austausch statt“, berichtete Westerheide, der die Gruppe als Dozent begleitet hatte.
Vorstand und Kuratorium bestätigten die positive Einschätzung, auch auf Grundlage von Rückmeldungen aus der Teilnehmerschaft. Es wurde beschlossen, einen weiteren Workshop in Venedig durchzuführen; ergänzend wurde angeregt, dann einen Austausch mit italienischen Studierenden anzustreben.
Förderpreise 2023/25
Die Verleihung des Förderpreises 2023 im Februar im Baukunstarchiv NRW wurde als lebendiges und inspirierendes Ereignis gewertet. Sarah Escher, Vorsitzende des Kuratoriums, formulierte als Ziel, die Zahl der Kandidatinnen und Kandidaten noch zu erhöhen. „Der Preis hat eine große Strahlkraft und Motivationskraft, sodass noch mehr davon profitieren könnten“, meinte Escher. Der Förderpreis soll fortgeführt werden. Nächste Ausschreibung wird der „Förderpreis 2025“.
bAUKUNSTARCHIV nrw
Die Stiftung Deutscher Architekten ist einer der wichtigsten Gesellschafter des Baukunstarchivs NRW. Markus Lehrmann, Geschäftsführer des Archivs und der Stiftung, präsentierte einen Überblick über die jüngsten Aktivitäten des Baukunstarchivs NRW. „Wir werden in diesem Jahr mehr als 100 Veranstaltungen hier im Hause haben“, stellte Lehrmann fest. Auch die Zahl der in das Archiv aufgenommenen Nachlässe steige kontinuierlich an: Im Schnitt würden sieben bis zwölf Nachlässe im Jahr in die Sammlung integriert. Zudem gelinge es regelmäßig, für Ausstellungsprojekte Drittmittel zu akquirieren. „Es ist eine große Leistung, dieses Haus innerhalb weniger Jahre zu einer weithin bekannten Institution auf- und auszubauen“, lobte Vorstandsmitglied Ina Bimberg unter einhelliger Zustimmung von Vorstand und Kuratorium.
neues „Hands-on“-Projekt: Mae Sot in Thailand
Auf Vorschlag der Vorsitzenden des Kuratoriums, Architektin Sarah Escher, beschlossen die Stiftungsgremien die Durchführung eines Entwicklungshilfeprojektes, das zugleich jungen Planerinnen und Planern Erfahrungen in der internationalen Kooperation und im Bereich des vernakulären Architekturschaffens geben soll. Anknüpfungspunkt ist ein Projekt des Architekten Jan Glasmeier in Mae Sot in Thailand, wo unter dem Label „simple architecture“ mit lokalen Kräften und heimischen Baustoffen Schulräume errichtet wurden. Angedacht ist eine Projektphase vor Ort von sechs Wochen, um einen Schulraum vollständig realisieren zu können und intensiv gemeinsam zu arbeiten. „Wir wollen den jungen Kolleginnen und Kollegen bei ihrer fachlichen Ausbildung, aber auch in der Persönlichkeitsbildung unterstützen“, erklärte der Vorsitzende der Stiftung Deutscher Architekten, Ernst Uhing.
FÖRDERPREIS
Interview: „Ohne Ende Anfang“
Die beiden RWTH-Absolventinnen Katja Gadziak und Eva Krings wurden im Jahr 2023 mit dem Förderpreis der Stiftung Deutscher Architekten ausgezeichnet. Ihre Arbeit befasste sich mit der Transformation der Zeilenbausiedlung in Eisenhüttenstadt. Im Interview erzählen sie von ihrem Entwurf, ihrer Zusammenarbeit und ihren beruflichen Zielen.
17.05.2023
Frage: In Ihrer Arbeit befassen Sie sich mit dem Thema der Schrumpfung am Beispiel des ehemaligen Prestigestandortes der DDR, Eisenhüttenstadt. Warum diese Themenwahl?
Eva Krings: Eisenhüttenstadt wurde vor rund 70 Jahren als ‚erste sozialistische Stadt Deutschlands‘ gegründet und war nicht nur ein Prestigeobjekt der DDR, sondern ebenfalls ein bedeutender Industriestandort. Heute ist die Stadt von Leer-stand und Perspektivlosigkeit geprägt. Die Bevölkerungszahl ging von 53 000 Einwohner*innen auf 25 000 zurück. Durch den dramatischen Wandel musste sich Eisenhüttenstadt in der Vergangenheit immer wieder neu erfinden. Diese ständige Transformation hat unser Interesse geweckt – wie kann die Zukunft einer scheinbar abgeschriebenen Stadt aussehen?
In vorherigen Studienprojekten haben wir uns oftmals mit Räumen auseinandergesetzt, die eine weitere Nachverdichtung verlangen. Auch wenn die Problematik der Schrumpfung Mitte der 2010er im Fachdiskurs deutlich präsenter war, als sie es heute ist, existiert dieses Phänomen nach wie vor. Bei vorherrschender Wohnungsnot in städtischen Räumen scheint der immense Leerstand in einigen ländlichen Räumen paradox. Dieser Problemstellung wollten wir nachgehen, sie verstehen und uns der neuen Herausforderung stellen.
Die Arbeit hat das Ziel, die Treibkraft und Einzigartigkeit Eisenhüttenstadts herauszustellen und in eine räumliche Strategie zu übertragen. Örtliche Ressourcen bieten das Potenzial, die Krise als Chance zu verstehen – nur so gelingt. Ohne Ende Anfang.
Konnten Sie bei Ihrer Analyse auch Ableitungen für andere Standorte mit ähnlicher Problematik erkennen?
Katja Gadziak: Die Zielsetzungen und allgemeinen Handlungsfelder des regionalen und gesamtstädtischen Konzepts sind im Grundsatz sicherlich übertragbar auf andere schrumpfende Städte, wenn auch der Ortsbezug in den Lösungsansätzen von hoher Bedeutung ist. In einem Punkt ähneln die Städte sich meistens – ihnen fehlt es an wirtschaftlicher Treibkraft, guter Anbindung oder Attraktivität. Neue Impulse auf unterschiedlichen Maßstabsebenen sind zu setzen, um einen tatsächlichen Fortschritt zu erzielen.
Bezogen auf Zeilenbausiedlungen im Allgemeinen könnten ebenfalls einige räumliche und strategische Maßnahmen übertragen werden. Hier wurden Themen wie die Umstrukturierung der Infrastrukturen im Quartier oder der Umbau einzelner Plattenbauten fokussiert. So erhalten die betroffenen Siedlungen nicht nur ein neues Gesicht, sondern werden auch in ihrer Funktionalität und Attraktivität gestärkt.
Der räumlich konkrete Ansatz der Abschlussarbeit leitet sich jedoch aus der Einzigartigkeit der Stadtstruktur Eisenhüttenstadts ab. Die beeindruckende Geschichte des Ortes brachte unterschiedliche Stadtraumtypen hervor, welche im räumlich konkreten Entwurf wieder aufgegriffen werden. Während sich in Eisenhüttenstadt die entworfene Typologie des Hütten-Blocks sehr natürlich in seine bauliche Umgebung einfügt, würde diese Struktur in anderen Zeilenbausiedlungen fehl am Platz wirken. Aus diesem Grund ist eine Verallgemeinerung der Problematik mit Vorsicht zu betrachten, da viele Städte ähnlich und doch so unterschiedlich sind.
Die Jury hat bei Ihnen beiden in der städtebaulichen Analyse, sozialräumlichen Kenntnis, Behutsamkeit und im fachlichen Geschick, das vorhandene Stadtgefüge fortzuentwickeln, ein besonderes Talent erkannt. Waren Sie sich immer einig in der Bearbeitung des Themas?
Katja Gadziak: Vor, während und nach der Bearbeitung haben wir selbstverständlich viel über die Ziele und Lösungsansätze der Arbeit diskutiert. Da wir aber eine ähnliche Ausbildung an der RWTH Aachen erfahren haben und bereits seit Beginn unseres Masterstudiums einige Studienprojekte gemeinsam bearbeitet hatten, sind wir – nach einem engen Aus-tausch – oft auf denselben Nenner gekommen. Wir haben den Diskurs untereinander sehr geschätzt, und die intensive Zusammenarbeit hat die Arbeit inhaltlich bereichert. Unsere persönlichen Stärken konnten wir einbringen sowie gegenseitig ergänzen – nur der ständige Austausch ermöglichte uns eine derart tiefe Durchdringung des Themas.
Welche Pläne haben Sie für Ihren weiteren beruflichen Werdegang? Möchten Sie im Bereich der Stadtplanung weiterarbeiten, oder sehen Sie Ihre Zukunft in einem anderen Bereich?
Eva Krings: Für uns stand früh fest, dass wir unsere berufliche Zukunft im Bereich der Stadtplanung sehen. Wir beide beginnen im April mit dem städtebaulichen Referendariat – Katja in der Bezirksregierung Münster und ich in der Bezirksregierung Köln. Auch durch „Ohne Ende Anfang“ und den Austausch mit den Akteur*innen in Eisenhüttenstadt ist es uns ein Anliegen geworden, die Prozesse auf städtischer Seite besser zu durchdringen. Wir verstehen das Referendariat als große Chance, unseren fachlichen Horizont zu erweitern und einen ressortübergreifenden Einblick zu erhalten. Dem-entsprechend freuen wir uns auf zwei spannende, lehrreiche Jahre!