Förderpreis

Förderpreis 2012: Totenkult(ur)

Die Stiftung Deutscher Architekten hat im April dieses Jahres in Düsseldorf die Förderpreise 2012 an Absolventen der NRW-Architekturstudiengänge vergeben. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Christoph Ingenhoven vergab drei Förderpreise an besonders talentierte Nachwuchs-Architekten. Einen Preis erhielt Julia Schenke für die Arbeit Totenkult[ur], vorgeschlagen von Prof. Dipl.-Ing. Manuel Thesing, msa münster school of architecture.

15.08.2013

Frau Schenke, Ihre Arbeit Totenkult[ur] ist mit einem Förderpreis ausgezeichnet worden. Sie beschäftigen sich darin mit dem Thema Tod und Bestattung. Ein nicht alltägliches, aber spannendes Thema für Architekten. Wie kamen Sie zu dieser Aufgabe?
Ein Schlüsselerlebnis war der Besuch des Cementiri de Montjuïc in Barcelona. Dieser Friedhof liegt an einem Berg und besteht, um es möglichst kurz zu beschreiben, aus unterschiedlich großen Kuben. Die Kuben sind aus Bruchsteinen errichtet und durch Mauern, Wege und Treppen miteinander verbunden. Ich empfand es sofort als einen guten Ort und war überrascht, dass ein Friedhof mehr sein kann als nur ein Friedhof. Von da an war ich sozusagen sensibilisiert für dieses Thema der Sepulkralarchitektur. Das Interesse blieb bis zum Ende meines Studiums erhalten, und so war es für mich fast selbstverständlich diese Typologie in meiner Masterthesis aufzugreifen. Außerdem bietet dieser Typus die Möglichkeit eine sehr reine und klare Architektur zu entwickeln. Es geht um etwas essentielles des menschlichen Lebens – darin liegt, wie ich finde, zugleich das Einfache und das Schwierige diese Aufgabe.

In Ihrem Erläuterungstext schreiben Sie, „Ein Sonntagsspaziergang über das Grundstück (Friedhof) kann dazu führen, den Tod wieder als selbstverständlich anzunehmen.“ Glauben Sie, dass die moderne Gesellschaft das Thema Tod ausgrenzt?
Die Literatur, mit der ich mich zu diesem Thema auseinander gesetzt habe, vermittelt überwiegend das Bild einer Gesellschaft, in der die wirtschaftliche Leistung eines Menschen an Gewichtung gewinnt. Einhergehend damit reduzieren sich die sozialen und psychologischen Aspekte seines Seins. Das Kollektiv rückt in den Fokus und verdrängt seine schwächsten Bestandteile. Wenn man nun die Entwicklung in der Bestattungsindustrie verfolgt, scheint es schon so zu sein, als würde dieser Bereich immer mechanischer. Vielleicht liegt es daran, dass Altern und Sterben nicht gut zu dem allgemeinen Streben nach Fortschritt passen. Fraglich und spannend ist, ob gute Sepulkralarchitektur diese gesellschaftliche Entwicklung auffangen könnte.

Sie haben eine Tischlerausbildung und waren Tutorin am Lehrstuhl für übergreifende Gestaltung und raumbildende Kunst. War auch die Fachrichtung Innenarchitektur oder ein Kunststudium für Sie eine Option?
Das Schöne an der Architektur ist meiner Meinung nach, dass sie beides beinhalten kann und sollte. Es ist gut wenn das Innere und das Äußere eines Gebäudes miteinander wirken, sich im besten Fall gegenseitig vollenden. In meiner Zeit als Tutorin habe ich gelernt, wie positiv es sein kann, sich der Architektur aus einer anderen und vielleicht zunächst ungewohnten Richtung zu nähern. Es ermöglicht neue Sichtweisen und inspiriert gleichermaßen.

Welche Wünsche und Ziele haben Sie für Ihre berufliche Zukunft?

Ich hoffe, dass ich auch weiterhin in einem beruflichen Umfeld arbeiten darf, in dem nicht vergessen wurde, dass Architektur auch Baukunst bedeutet.