Förderpreis

Förderpreis 2014: Menschliches Bedürfnis nach Ritualen

Die Stiftung Deutscher Architekten hat im April dieses Jahres in Düsseldorf die Förderpreise 2014 an Absolventen der NRW-Architekturstudiengänge vergeben. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Prof. Wolfgang Döring vergab drei Förderpreise an besonders talentierte Nachwuchs-Planerinnen und -Planer. Einen Förderpreis erhielt Eva Hagen für die Arbeit „Krematorium mit Trauerhalle Westfriedhof Köln“, vorgeschlagen von Prof. Dipl.-Ing. Architekt Ulrich Königs, Bergische Universität Wuppertal.

05.05.2015

Frau Hagen, Ihre Arbeit „Westfriedhof in Köln“ ist mit einem Förderpreis ausgezeichnet worden. Sie beschäftigen sich darin mit dem Thema Tod und Bestattung in unterschiedlichen Kulturen. Ein nicht alltägliches, aber spannendes Thema. Wie kamen Sie zu dieser Aufgabe?

Eva Hagen: Die Aufgabe, ein Krematorium mit einer Trauerhalle zu planen, wurde als eine von insgesamt drei Abschlussarbeiten bei uns an der Universität Wuppertal angeboten. Ich empfand dieses Thema als eine interessante Aufgabe und als planerische Herausforderung. In meinem Entwurf berücksichtige ich die Entwicklung unserer Gesellschaft zu einer pluralistischen Gesellschaft und versuche den unterschiedlichen Sepukralkulturen gerecht zu werden. Gerade der Westfriedhof in Köln zeigte mir, dass unterschiedliche Kulturen und Religionen an diesem Ort aufeinander treffen und ihren individuellen Bestattungsriten nachgehen können. Meine Motivation war, die Trauerhalle als multikulturellen Raum zu entwerfen. Sie soll den Mitgliedern jeder Religion einen Ort geben, sich auf ihre traditionelle Weise von ihren Toten zu verabschieden.

In unserer multikulturellen Gesellschaft werden immer wieder Fragen des Zusammenlebens diskutiert. Dass die unterschiedlichen kulturellen Bedürfnisse aber auch über das Leben hinausgehen, ist ein besonderer Blickwinkel. Sie haben sich intensiv mit diesem Thema auseinander gesetzt. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Als ich mich mit den verschiedenen Bestattungskulturen beschäftigt habe, stellte ich fest, dass viele Trauerriten und Abläufe in der Trauerbewältigung sehr ähnlich sind. Die Trauernden haben das Bedürfnis die Toten würdevoll zu verabschieden. So gehört eine Trauerfeier und der Gang zum Grab in allen Kulturen zum Trauerritual. Unabhängig von der Kultur oder Religion sind auch viele Symbole gleich. So haben zum Beispiel die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde in jeder Bestattungskultur ihre Bedeutung. Die Vorstellung, dass der Tod nicht das Ende allen Lebens und aller Beziehungen ist, findet man ebenso in fast jeder Kultur.

Bislang haben Sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bergischen Universität Wuppertal gearbeitet und sind jetzt an der technischen Universität in Kaiserslautern beschäftigt. Auch Prof. Königs hat Ihnen in seinem Empfehlungsschreiben wissenschaftliche Qualitäten attestiert. Sehen Sie Ihre Zukunft in diesem Bereich?

Das wissenschaftliche Arbeiten und meine Lehrtätigkeit finde ich sehr spannend und macht mir viel Freude. Ich könnte mir durchaus vorstellen auch in der Zukunft dort tätig zu sein. Ich strebe auch eine Promotion an. In der Fachrichtung Architektur spielt die praktische Erfahrung eine zentrale Rolle. Deswegen möchte ich in den kommenden Jahren auch im Büro arbeiten. Mein langfristiges Ziel ist es an einer Universität zu forschen und zu lehren.  

Zur Person:
Dipl.-Ing. Eva Hagen (*1985): 2014 Master of Science an der Bergischen Universität Wuppertal; seit April 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der technischen Universität Kaiserlautern