Förderpreis

Förderpreis 2016: Mut und Sensibilität auf hohem Niveau

Die Stiftung Deutscher Architekten hat im April dieses Jahres in Düsseldorf die Förderpreise 2016 an Absolventen der NRW-Architekturstudiengänge vergeben. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Roland Bondzio vergab drei Förderpreise an talentierte Nachwuchs-Planerinnen. Einen Förderpreis erhielt Hanna Teuwsen für die Arbeit „Zwischen den Sphären – Santa Maria de la Valldigna, Ein Kinderhospiz im Konvent“ (Vorschlag: Prof. Manuel Thesing von der msa Münster). 

27.06.2017

Förderpreisträgerin Hanna Teuwsen M.A. (*1988) arbeitet seit 2016 bei LK I Architekten in Köln; 2015 Master of Arts an der msa Münster, 2013 Anerkennung Wolfsburger Koller-Preis mit Linda Lampe
© Thilo Saltmann

Frau Teuwsen, Sie beschäftigen sich in Ihrer Arbeit mit dem Thema Bauerhalt und Baudenkmalpflege. Für die hybride Nachnutzung des Konvents in Valldigna haben Sie ein Kinderhospiz gewählt – ein nicht alltägliches und sehr anspruchsvolles Thema. Wie kamen Sie zu dieser Aufgabe, und welche Erfahrungen habe Sie dabei gemacht?
Ein Jahr vor Beginn meiner Thesis wurde ich durch eine Dokumentation des WDR über den Alltag in Kinderhospizen auf das Thema aufmerksam. Kinderhospize sind, wie ich erfahren konnte, vorrangig ein Zuhause auf Zeit – für die ganze Familie eines lebensverkürzend erkrankten Kindes oder jungen Erwachsenen. Leider sind die Institutionen immer noch spendenabhängig und damit auch in ihrer Entwicklungsmöglichkeit eingeschränkt.
Mir war sofort klar, dass ich das Thema weiterverfolgen und meine Masterthesis darüber verfassen möchte. Mein Wunsch war es, ein neues, unterstützendes Typologie-Konzept zu entwickeln, in dem das Thema Kinderhospiz selbstverständlicher und gesellschaftlich integriert behandelt wird und man gleichzeitig einen wirtschaftlichen Rahmen schafft. 

Wieso haben Sie Spanien als Standort für Ihre Arbeit gewählt?
In Deutschland sind wir mit 16 stationären Kinderhospizen und zusätzlichen ambulanten Diensten flächendeckend gut ausgestattet. Die Entscheidung für Spanien, einem Land ohne stationäre Kinderhospize, ging allerdings auch mit der Suche nach einem geeigneten Bestand einher. Ich suchte einen kraftvollen, gemeinschaftsstärkenden Ort. Im Diskurs mit Prof. Thesing erschien die Umnutzung einer Klosteranlage mit Erweiterungspotenzial als besonders geeignet.
Da es für Architekten keine Planungshilfen zur Kinderhospizplanung gibt, führte ich Interviews mit Akteuren der Kinderhospizarbeit, einer Bewohnerin und themenerfahrenen Architekten. Durch die hieraus resultierten Standortanforderungen und das erstellte Raumprogramm konnte ich die Suche schnell eingrenzen und wurde in der Region Valencia fündig. Das ehemalige Zisterzienserkloster Santa Maria de la Valldigna liegt in einem Orangenanbaugebiet in Meeresnähe, umrahmt von kleinen Bergen zwischen Valencia und Alicante. 

Was ist der Kerngedanke Ihres hybriden Entwurfs?
Ich würde sagen, dass er nicht nur funktional vieles in sich vereint, sondern auch formal. Im Prinzip entstünde eine einzelne Raumstruktur, die sich dem Verlauf der Landschaft anpasst und proportional den historischen Spuren folgt. Die verschiedenen benachbarten Nutzungen ergänzen sich und sind dennoch räumlich respektvoll über Niveaus oder Außenräume voneinander abgesetzt. Es lassen sich drei funktionale Hauptbereiche ablesen: Ein öffentlich-kultureller Teil mit Gemeindekirche im Bereich der heute teilrestaurierten Klausur, eine Herberge mit integrierter Pflege-Akademie und das Hospiz mit seinen therapeutischen Nebennutzungen auf Basis der Ruinen einer älteren Klausur.
Das Gefüge wird gebrochen durch intime Gärten und Patios, welche die umliegenden Nutzungen gestalterisch fortsetzen und in den Außenraum integrieren, sowie durch öffentliche Plätze, die Begegnung und Austausch der unterschiedlichen Nutzergruppen ermöglichen. Hinzu kommt das kontinuierliche Wechselspiel aus Alt und Neu, kraftvoller bestehender Substanz der Klosterruine und ergänzender neuer Gebäudestruktur.

Sehen Sie Ihre zukünftige Tätigkeit auch im Bereich des Bestands und der Denkmalpflege?
Bestandsbauten sind nicht immer klassisch schön und sicherlich nicht besonders wirtschaftlich, aber sie können dennoch unverzichtbar für den Charakter des Ortes sein. Ihre Umnutzung oder Erweiterung kann zu besonderen, spannenden Qualitäten führen. Ich wünsche mir, weiterhin in diesem Bereich tätig zu sein.