Förderpreis

Interview: „Eigene Handschrift für das Bauen auf dem Land“

Eine Strohschlafstätte für Stadtkinder faszinierte die Jury zum Förderpreis 2018 der Stiftung Deutscher Architekten. Die Stiftung vergibt alle zwei Jahre Förderpreise an besonders begabte Absolventinnen und Absolventen der NRW-Architektur- und Stadtplanerstudiengänge. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Architektin und Stadtplanerin Judith Kusch hat im Januar getagt und drei besonders talentierte Nachwuchsplanerinnen- und planer ausgewählt. Einen Förderpreis erhielt Sophia Rodermund für die Arbeit „Der Siebenschläfer – Übernachten in der alten Scheune“, vorgeschlagen von Prof. Dipl.-Ing. Ulrich Nether, Hochschule Ostwestfalen Lippe.

12.06.2019

Der Siebenschläfer – Übernachten in der alten Scheune
© Sophia Rodermund

Sophia Rodermund, Ihre ausgezeichnete Arbeit befasst sich mit einer auf den ersten Blick kleinen Bauaufgabe, die Sie mit großer Intensität durchgearbeitet haben. Wichtig war es Ihnen, die Einfachheit und den ländlichen Stil beizubehalten. Mit regionalen und ökologischen Materialien ist es Ihnen gelungen, mit der Umnutzung einer Scheune Stadtkindern die Natur wieder nahe zu bringen. Sind Fragen der Ökologie in der Verwendung von Innenraummaterialien ein Thema, das Sie in Ihrer beruflichen Zukunft auch weiterhin vertiefen möchten?

Sophia Rodermund: Es freut mich, dass dieses Thema einen so großen Anklang gefunden hat. Der Aspekt der ökologischen Nachhaltigkeit beginnt bereits in den benachbarten Bereichen, in der Stadtplanung und der Architektur. Die Innenarchitektur ist für mich deshalb so spannend, weil dort, insbesondere durch die Auswahl der Innenraummaterialien, viele direkte Berührungspunkte zu den Nutzern geschaffen werden.

Bereits während meiner Bachelorarbeit habe ich mich mit der Verwendung von ökologischen Materialien im Innenraum auseinandergesetzt und mir die Frage gestellt, wie diese das Raumklima positiv beeinflussen können. Bei allen darauffolgenden Projekten war es mir ein großes Anliegen, dieses wichtige Thema zu berücksichtigen.

Das Interesse ist groß, mein Wissen über die Verwendung traditioneller Baumaterialien zu vertiefen, insbesondere wenn es um den Einsatz und das Potenzial des Lehmbaus in der modernen Architektur geht. Gleichzeitig interessiert mich die Frage, wie der Gebrauch von ökologischen Baumaterialien auch bei architektonischen Großprojekten im städtischen Raum berücksichtigt werden kann.

Die Jury hat Ihre Innenraumwelten von „bezaubernder atmosphärischer Dichte“ gelobt. Insgesamt wird Ihnen ein handwerklich hervorragendes Niveau und ein verblüffendes Vermögen, ihre Entwurfsideen anschaulich greifbar zu machen, attestiert. Wo sehen sie selbst Ihre Stärken?

Während des Studiums habe ich eine große Leidenschaft für die zeichnerische Plandarstellung und dreidimensionale Visualisierung entwickelt. Dabei ist mit der Zeit der Ehrgeiz in mir gereift, eine eigene Handschrift entstehen zu lassen. Mein Interesse an der klassischen Illustration und Fotografie haben darauf großen Einfluss genommen und dafür gesorgt, dass sich digitale und analoge Medien an einigen Stellen überschneiden und vermischen.

Ich freue mich, dass diese Art der bildhaften Gestaltung so gut angenommen wurde. Es ist von großer Bedeutung, dass Darstellungen geschaffen werden, welche die Intention des Entwurfs und die vorherrschende Atmosphäre richtig vermitteln. So entsteht eine hervorragende Möglichkeit, Entwürfe dem Kunden zugänglich zu gestalten und ihn zu begeistern.

Welche Pläne haben Sie für Ihren weiteren beruflichen Werdegang? Möchten Sie ein eigenes Innenarchitekturbüro gründen – oder sehen Sie Ihre Zukunft in einem anderen Bereich?

Ich kann mir durchaus vorstellen, mich in meinem späteren Berufsleben auf das Bauen im Bestand zu konzentrieren, und möchte deshalb zunächst etwas grundlegende Berufserfahrung sammeln. Während meiner Recherchen im Zuge der Masterarbeit ist mir deutlich geworden, dass der Leerstand im ländlichen Raum ein großes und vielschichtiges Potenzial darstellt. Da ich selbst auf dem Dorf aufgewachsen bin, wird mich auch in Zukunft die Frage beschäftigen, inwiefern Bauaufgaben im ländlichen Raum dazu beitragen werden, Orte für die Bevölkerung zu erhalten und sie langfristig daran zu binden. Ich möchte Räume schaffen, mit denen sich die Gesellschaft auch morgen noch identifizieren kann.