Förderpreis

Förderpreis 2008: Von „Sim City“ nach Bangkok

Im April dieses Jahres hat die Stiftung DeutscherArchitekten in Düsseldorf die Förderpreise 2008 an Absolventen der NRW-Achitekturstudiengänge vergeben. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Prof. Markus Neppl vergab drei Förderpreise an besonders talentierte Nachwuchs-Architekten. Einen Preis erhielt Benjamin Casper für seine Arbeit „Shophaus Bangkok“. – Ein Interview mit dem Preisträger.

12.05.2009

Herr Casper, Sie sind von der „Stiftung Deutscher Architekten“ mit dem Förderpreis 2008 ausgezeichnet worden. Die von Ihnen eingereichte Arbeit behandelte das Thema „Shophaus Bangkok“. Schon bei Ihrem Auslandsstudium 2001/2002 haben sie in einer Studienarbeit die Stadtplanung Bangkoks thematisiert. Woher kommt das Interesse an thailändischer Architektur?
Zunächst war Thailand, wie für viele, nur ein Urlaubsziel Anfang 2001. Das unglaublich spannende und verblüffende Bangkok entsprach dann aber genau meiner Vorstellung von Urbanität. Doch konnte ich es weder verstehen, geschweige denn erklären, wie oder warum diese Stadt funktioniert. Das Interesse galt also zunächst der städtischen Ebene und im folgenden Schritt den einzelnen Bausteinen, deren Erscheinungsformen und Wirkungsweisen die thailändische Stadt konfigurieren. Raum wird in Bangkok nach bestimmten Prinzipien angenommen. Diese zu verstehen und aufzuzeigen, begründen mein Interesse am thailändischen Städtebau und seiner Architektur.

In der derzeitigen Situation am deutschen Arbeitsmarkt gehen viele Absolventen ins Ausland, um dort zu arbeiten. Könnten Sie sich eine Zukunft als Architekt oder Stadtplaner in Thailand vorstellen?
Ich glaube, es ist gut, die Arbeitsweise und -kultur der eigenen Herkunft zu verstehen. Manchmal kann man das erst, wenn man in einem anderen Land gelebt oder gearbeitet hat. In Thailand zu arbeiten wäre ein Experiment, das anzuwenden, was ich glaube, verstanden zu haben. Ich bin mir sicher, dass ich auch dabei wieder überrascht sein würde, wie sehr Bangkok oder eine andere Stadt dann versuchte, sich aus der selbst produzierten Vorstellung herauszuwinden. Ich würde es gerne ausprobieren.

Wie ist bei Ihnen der Wunsch entstanden, Architektur zu studieren?
Tatsächlich waren es mehrere Einflüsse, die ich im Nachhinein als entscheidend nennen würde. Die klare Vorstellung von Städtebau und Architektur kam ganz klassisch in der Oberstufe. Dort gab es mehrere Unterrichtseinheiten zu diesem Thema. Mein Bruder Jens, der zu dieser Zeit noch in Aachen studierte, erklärte mir den Zusammenhang von Architektur und Städtebau und zeigte mir, dass ein Studium des Städtebaus immer auch ein Studium der Architektur beinhalten muss. Wenn ich weiter zurück gehe, liegt der Grundstein für mein Interesse an Stadt ganz eindeutig in dem Städtebau- und Wirtschaftssimulationsspiel „Sim City“ begründet. Die Komplexität allein der ersten Version war 1990 atemberaubendund führte schon damals zu durchgearbeiteten Nächten.

Glauben Sie, dass ein guter Architekt immer mit einer besonderen Begabung ausgestattet sein muss – oder spielt die Qualität der Hochschulausbildung die wichtigere Rolle?
Irgendwie muss natürlich beides zusammenkommen. Die Qualität der Hochschulausbildung muss so hoch sein, dass sie es dem Studenten ermöglicht zu lernen, wie er seine Begabung zum Weiterlernen nutzen kann.

Welche Ziele haben Sie für Ihre berufliche Zukunft, und wie schätzen Sie die Möglichkeiten ein, in der derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Lage Ihre Ziele zu verwirklichen?
Das Thema Bangkok ist für mich noch nicht abgeschlossen. Ich würde mich freuen, in diesem Bereich weiter arbeiten zu können. Die Veröffentlichung der bisherigen Ergebnisse ist mein nächster Schritt. Ich könnte mir gut vorstellen, weiter im Forschungsbereich tätig zu sein, bin aber ebenso interessiert an der praktischen Umsetzungen. Ob Städte schrumpfen oder wachsen – ständig muss man an ihnen planen, bauen oder forschen, von daher sehe ich keinen Grund zur Sorge.

Zur Person

Benjamin Casper, Abitur in Köln 1996, Studium an der RWTH Aachen, empfohlen von Prof. Kunibert Wachten und Prof. Rolf Westerheide.