Förderpreis

Förderpreis 2010: Von der Kraft des Wassers

Die Stiftung Deutscher Architekten hat im April dieses Jahres in Düsseldorf die Förderpreise 2010 an Absolventen der NRW-Architekturstudiengänge vergeben. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Prof. Peter Zlonicky vergab drei Förderpreise an besonders talentierte Nachwuchs-Architektinnen und Architekten. Einen Preis erhielt Luise Kister, empfohlen von Prof. Meinrad Morger an der RWTH Aachen.

13.07.2011

Luise Kister, Ihre Arbeit „Wasserkraftwerk Chlus“ ist mit einem Förderpreis ausgezeichnet worden. Sie beschäftigen sich darin mit einem ungewöhnlichen Thema für Architekten. Was war für Sie spannend an der Aufgabenstellung?
In der zeitgenössischen Architektur gibt es wenige gebaute Beispiele für Wasserkraftwerke mit räumlichen Qualitäten. Die meisten Gebäude sind aus der Jahrhundertwende, also zur Pionierzeit der Elektrizität, und waren dadurch völlig anderen Bedingungen unterworfen. So fand ich es sehr interessant, unvoreingenommen dieses Thema neu zu denken und auf die heutigen Gegebenheiten anzupassen. Die Typologie der Zweckbauten scheint dabei, wie es auch in der Frage anklingt, aus dem Blickfeld der Architektur geraten zu sein.
Ich empfand es als eine Herausforderung, dieses vermeintliche Thema des Bauingenieurwesens von einer poetischen Seite aus zu betrachten und den technischen Sachzwängen einen atmosphärischen Mehrwert hinzuzufügen. Der markante Ort wirkte geradezu einladend für ein Objekt, welches sich in seine landschaftliche Umgebung einfügt und mit dieser eine Symbiose eingeht.
Natürlich haben die Ereignisse in Japan das Thema der regenerativen Energiegewinnung noch weiter in den Fokus gerückt, als es zur Zeit der Bearbeitung bereits gewesen ist.

Sie haben Auslandserfahrungen in der Schweiz und in Australien gemacht und arbeiten zurzeit wieder in der Schweiz. Glauben Sie, dass die Arbeit im Ausland generell wichtig ist für die berufliche Laufbahn als Architektin und welche Unterschiede konnten Sie feststellen?
Ich bin dankbar dafür, dass ich die Chancen hatte bzw. habe, im Ausland studieren und arbeiten zu können. Sehr prägend war meine Studienzeit an der ETH Zürich, in der ich eine sehr differenzierte Auseinandersetzung mit architektonischen Haltungen erlebt habe. Die Möglichkeit zu haben, nach dem Diplom an der RWTH Aachen wieder in die Schweiz zurückzukehren und dort wieder anknüpfen zu können, ist für mich sehr bereichernd. Sicher lassen sich, trotz der räumlichen Nähe, kulturelle Unterschiede feststellen, die zu grundverschiedenen architektonischen Ergebnissen führen. Man ist unweigerlich dazu gezwungen sich dem Neuen zu stellen und sich mit dem eigenen kulturellen Hintergrund auseinander zu setzen. Ein Auslandsaufenthalt schärft daher sicher die eigene Wahrnehmung und hilft bei der Suche nach einer architektonischen Positionierung.

Die Hochschulausbildung ist zurzeit starken Veränderungen unterzogen. Wir beurteilen Sie die kurzen und stark gestrafften Bachelorstudiengänge?
Ich muss sagen, dass ich die Entwicklung des Studiengangs Architektur momentan sehr bedaure. Die zunehmende Verschulung, Verkürzung und Rasterung des Architekturstudiums steht im Kontrast zu dem, was ich an dem Studium besonders geschätzt habe. Meiner Meinung nach ist es unabdingbar, dass nicht nur fachliches Wissen vermittelt wird, sondern auch charakterliche Reifung erreicht werden kann, um eine differenzierte, eigene architektonische Haltung entwickeln zu können. Für mich war es eine ungeheure Qualität, nicht nur Punkte abarbeiten zu müssen, sondern durch eine intensive, vielschichtige Auseinandersetzung meinen eigenen, ganz persönlichen Zugang zur Architektur zu finden.

Haben Sie Vorbilder in der Architektur?
Natürlich hat man Vorbilder, die man studiert, die sich verändern und die einen mit ihrer Ideologie eine Weile begleiten. Was meine Vorbilder vielleicht verbindet ist die Suche nach einem charismatischen Raum. Eine Architektur, die einen anfasst, die eine Geschichte erzählt, zugleich aber kompromisslos einer Idee folgt.

zur Person

Dipl.-Ing. Arch. Marie Luise Kister (*1983): 2003 – 2009 Architekturstudium an der RWTH Aachen; 2007 – 2008 Studium an der ETH Zürich; 2008 Jahresstipendium des DAAD; 2009 Diplom mit Auszeichnung an der RWTH Aachen.
2009 1. Preis Euregionaler Architekturpreis; 2010 RWTH Springorum Denkmünze als Jahrgangsbeste Absolventin; 2010 Reisestipendium der Helmut Hentrich Stiftung; 2011 Förderpreis der Stiftung Deutscher Architekten; 2011 Nominiert für den Archi-Prix International, New York; seit 2009 Morger + Dettli Architekten, Basel