hands-on

Interkulturelles Lernen und soziales Engagement

Die Stiftung Deutscher Architekten (SDA) hat ihr zweites Hands-on-Projekt erfolgreich gestartet: Zwölf engagierte Teilnehmerinnen und Teilnehmern sind Anfang Januar zu einem Selbstbauvorhaben nach Thailand aufgebrochen. Das Team besteht aus Absolvent*innen sowie Studierenden der Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung aus Nordrhein-Westfalen. Die Teilnehmer*innen des Reisestipendiums waren im Vorfeld im Rahmen eines Auswahlverfahrens der SDA auf Basis ihrer fachspezifischen Kenntnisse und Motivationen ausgewählt worden.

24.01.2025

Foto: Oliver Giebels/Social Architecture

Mit dem Format „Hands-on“ bietet die Stiftung Deutscher Architekten jungen Planerinnen und Planern die Chance, im Ausland in Zusammenarbeit mit erfahrenen Architekt*innen sowie lokalen Arbeitskräften ein Bauprojekt zu planen – und dann auch konkret zu realisieren; mit viel Eigenleistung und großen Lernfortschritten durch die Projektarbeit vor Ort. Themenschwerpunkt im thailändischen Ort Mae Sot ist das nachhaltige Planen und Bauen mit lokalen Materialien und unter Anwendung tradierten Wissens.

Einfach und lokal bauen

„Das Besondere an diesem Projekt ist: Es ist kein großes Management Im Vorfeld da, sondern es wird auf der Baustelle überlegt, was zu tun ist. Und erst dann finden sich – je nach Talent, Neigung und Interesse – Gruppen zusammen, die an verschiedenen Aufgaben arbeiten“, erklärte Markus Lehrmann, Geschäftsführer der Stiftung Deutscher Architekten, zu Beginn des Reisestipendiums. Auch der Gelsenkirchener Architekt Jan Glasmeier, der mit seinem Büro „Simple Architecture“ für die Projektleitung verantwortlich ist, unterstrich den interdisziplinären Ansatz des Projekts: „Die Teilnehmer werden gleich zu Beginn auf der Baustelle in den Entwurf und in die Entwurfsphase einbezogen.“

Bis Ende Februar planen und bauen die Teilnehmer*innen des diesjährigen Hands-on-Projekts Klassenräume in Mae Sot – einer Stadt im Norden Thailands, an der Grenze zu Myanmar/Burma. Das Projekt vernetzt praktisches Lernen, den interkulturellen Austausch und soziales Engagement und knüpft an Erfahrungen des ersten Hands-on-Projektes 2024 der SDA an, das sich ebenfalls unter Leitung von Jan Glasmeier mit Schulbauten in Thailand auseinandersetzte.

Auftakt in Bangkok

Vor Planungs- und Baubeginn in Mae Sot nahmen die Teilnehmer*innen des Reisestipendiums Anfang Januar an einer Architekturführung durch baukulturell besonders interessante Quartiere in Bangkok teil. Auch bereisten sie die „grüne Lunge“ Thailands: die Halbinsel Bang Kachao, eine Grünfläche mit üppigen Baum- und Pflanzenbeständen. Die Exkursion rund um Thailands Hauptstadt gab Einblicke in die dortige Baukultur und förderte zudem den politischen Austausch. So wurden die Teilnehmer*innen zu einem Empfang in der Deutschen Botschaft in Bangkok eingeladen, die ihrerseits großes Interesse an dem Hands-on-Projekt 2025 kundtat und eine Besichtigung des Bauprojektes in Mae Sot ankündigte.

Die Teilnehmer*innen in der Deutschen Botschaft.- Foto: Malek Rezkou (Teilnehmer Hands-on)

Schulbau in Mae Sot

Der Schwerpunkt des Hand-on-Projekts liegt in diesem Jahr auf der Erweiterung einer Schule, die Flüchtlingskindern aus Myanmar/Burma Zugang zu Bildung und Zukunftsaussichten bietet: Vier neue Klassenräume sollen realisiert werden. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden beim Planen und Bauen dieser Räume mit Materialien wie Lehm, Bambus und recyceltem Holz arbeiten“, erklärte Projektleiter Jan Glasmeier (Simple Architecture). Dieser Ansatz solle sowohl ökologische als auch kulturelle Aspekte berücksichtigen. „Lehm ist ein nachhaltiges Material, mit dem man sehr gut und schnell vor Ort bauen kann – und tolle Ergebnisse erzielen kann“, so Glasmeier weiter.

Die Schule in Mae Sot, die derzeit knapp 400 Kinder im Alter von 3 bis 17 Jahren betreut, ist ein zentraler Ort für Bildung und Gemeinschaft. Viele der Kinder leben ohne ihre Eltern; teilweise übernachten sie auf dem Schulgelände oder in unmittelbarer Nähe in einfachen Bauten. Angesichts der anhaltenden Konflikte in Myanmar/Burma steigt die Zahl der Flüchtlinge im Grenzgebiet auf thailändischer Seite kontinuierlich an, was den Bedarf an Bildungs- und Lebensräumen dringlich macht. Mit dem Hands-On-Projekt will die Stiftung Deutscher Architekten auch dazu beitragen, dass vor Ort zusätzliche Räume geschaffen werden, die den Bedürfnissen der Kinder und Lehrer gerecht werden.

„Uns wird die Welt hier von lokalen Bewohnerinnen und Bewohnern gezeigt und erklärt“, erklärte SDA-Geschäftsführer Markus Lehrmann nach Baustart auf der Baustelle. „Die Teilnehmenden des Hands-on-Projekts erleben dadurch neue Perspektiven und können eine Menge lernen – und später mit zurücknehmen.“

Baustart. – Foto: Oliver Giebels/Social Architecture

Herausforderungen und Einblicke

Das Hands-on-Format der Stiftung Deutscher Architekten ist ein Beispiel dafür, wie Architektur über Disziplinen hinweg Menschen verbindet, Lebensräume schafft und soziale Verantwortung übernimmt. Die Förderung von Baukultur, Bildung, Nachwuchs und nachhaltigem Bauen ist das Hauptziel der Projekte und Reisestipendien der Stiftung.

Weitere Einblicke zu Baufortschritten sowie Herausforderungen von Hands-on 2025 finden Sie auf den sozialen Medien der Architektenkammer NRW sowie hier.

Foto: Stiftung Deutscher Architekten