FÖRDERPREIS

Interview: „Hommage di Marmi“ in Carrara

Architektur-Absolventin Susanne Hugenberg wurde 2023 als besonders talentierte Nachwuchsplanerin mit dem Förderpreis der Stiftung Deutscher Architekten ausgezeichnet. Sie wurde von Prof. Manuel Thesing (msa Münster) für den Förderpreis vorgeschlagten und erarbeitete eine „Hommage di Marmi / Cava di Marmi – Ein Kulturort inmitten der Marmorberge“.

22.03.2023

Steinbruch als begehbare Großskulptur: „Hommage di Marmi“.
© Rendering: Susanne Hugenberg

Frage: Ihre Arbeit befasst sich mit neuen Nutzungsmöglichkeiten für den Steinbruch Cava di Belgia in der Region Carrara in Italien. Was hat Sie dazu gebracht, sich mit diesem ungewöhnlichen Thema im Fachgebiet Renovation/Denkmalpflege zu befassen?

Die Faszination für das Material in den letzten Jahren sowie eine Reise durch Italien und vor allem nach Carrara haben mich in meiner anfänglichen Idee, mich mit dem Thema auseinander zu setzen, noch mehr gestärkt. Im Anschluss an die Reise hat mich dieses Thema in all seiner Ehrwürdigkeit nicht mehr losgelassen.

Was ist für Sie das Besondere am Werkstoff Marmor?

Marmor beeinflusst und begeistert nicht nur als Material seit Jahrhunderten die Architektur und die Kunst, es birgt auch geologisch und geschichtlich betrachtet unsere Historie in sich. Ablesbar in den unzähligen Adern und Schichten des Marmors selbst, ablesbar an den historischen Gebäuden, von der Antike an, und ablesbar an den Marmorbrüchen und offenen Stellen des Berges, die selbst architektonische und skulpturale Formen annehmen.

Was hat Sie an dem Ort fasziniert?

Die Ambivalenz zwischen Zerstörung und Schönheit der Landschaft könnte an diesem Ort nicht größer sein. Das über Jahrtausende entstandene Gebirge geht durch die Nutzung als Steinbruch langsam verloren; gleichzeitig entstehen gerade durch diesen Abbau hier besondere Orte, Hybride aus Landschaft und Architektur.
Der Entwurf ist Marmor gewidmet in einem Gebiet, in dem es das größte, reinste und auch bekannteste Vorkommen an Marmor überhaupt gibt. Es sollte ein Ort entstehen, der die Besonderheiten des Marmors an seinem Ursprungsort zeigt, sie spürbar macht und damit zu einer Wertschätzung des kostbaren Materials beiträgt.

Die Jury hat Ihnen ein besonderes Talent und einen herausragenden Entwurf bestätigt. Wo sehen Sie selbst Ihre Stärken?

Ich arbeite besonders gerne am Entwurf, von der Ideenfindung bis hin zur Gestaltung und Ausarbeitung. Die Beschäftigung mit dem Raum, seiner Wirkung und der Atmosphäre stehen dabei im Fokus. Die Betrachtung bis hin ins Detail sind dabei ausschlaggebend. Meine Zielstrebigkeit lässt mich dabei auch auf spannende Herausforderungen stoßen, doch diese motivieren mich, passende Lösungswege zu finden; um mich, und auch den Entwurf, weiter zu entwickeln, bis die von mir angestrebte Empfindung spürbar ist.

Welche Pläne haben Sie für Ihren weiteren beruflichen Werdegang? Möchten Sie ein eigenes Architekturbüro gründen, oder sehen Sie Ihre Zukunft in einem anderen Bereich?

Meine Zukunft sehe ich ganz klar weiter in der Architektur. Ob es ein eigenes Architekturbüro sein muss, weiß ich noch nicht. Momentan konzentriere ich mich darauf, Erfahrungen in der Praxis zu sammeln und meine Kenntnisse weiter auszubauen. Durch eine Tutorenstelle habe ich auch Spaß an der Lehre gefunden. Der Austausch mit den Studierenden, neue Ideen und Ansätze, von denen man selbst auch viel mitnehmen kann, reizen mich dabei sehr. Diesen Weg will ich auch weiterhin gerne parallel verfolgen.

Interview: Vera Anton-Lappeneit

Susanne Hugenberg schloss 2022 ihr Studium an der msa – münster school of architecture mit dem Master of Arts ab. Auf der Preisverleihung im Baukunstarchiv NRW berichtete sie anschaulich von ihren Exkursionen in die Steinbrüche bei Carrara. – Foto: Christof Rose/AKNW