Baukunstarchiv NRW „Das ist ein guter Tag für die Baukultur!“ Mit diesem Statement fasste Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau zahlreiche Aussagen rund um die Eröffnung des neuen Baukunstarchivs NRW zusammen. Insgesamt kamen am 4.11.18 mehr als 1300 Gäste und Besucher in das historisch bedeutende Gebäude am Ostwall 7 in Dortmund, in dem die neue Institution einen angemessenen Sitz gefunden hat. Der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der Baukunstarchiv gGmbH und Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Ernst Uhing, hob im Rahmen seiner Eröffnungsrede die Bedeutung des neuen Archivs hervor: „Nordrhein-Westfalen hat nun ein Baukunstarchiv, um die Nachlässe bedeutender Architekten und Ingenieure aus unserem Bundesland für die wissenschaftliche Forschung und für den Architekturdiskurs zu sichern.“ Auch die Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes, Ina Scharrenbach, lobte das Engagement der beteiligten Baukammern und Institutionen: „Das Vorhaben wurde über zehn Jahre lang parteiübergreifend mitgetragen. Das zeigt die Bedeutung, die auch die Politik des Landes und unser Haus dem Baukunstarchiv NRW beimessen.“ Das Baukunstarchiv NRW wird Nachlässe einflussreicher und bedeutsamer Architektinnen und Architekten sowie Ingenieurinnen und Ingenieure sammeln und für die wissenschaftliche Bearbeitung zugänglich machen. Gesellschafter sind die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, die Stiftung Deutscher Architekten, die Ingenieurkammer-Bau NRW und der Förderverein für das Baukunstarchiv NRW. Sie werden das Baukunstarchiv betreiben. Geschäftsführer des Baukunstarchivs NRW ist Stadtplaner Markus Lehrmann, der zugleich auch Hauptgeschäftsführer der Architektenkammer NRW ist. Er unterstrich das starke Netzwerk der beteiligten Partner und Akteure, durch welches die Einrichtung des Baukunstarchivs NRW erst möglich geworden sei. „Hier wirken Architekten und Ingenieure mit Forschung und Wissenschaft zusammen, unterstützt von der Stadt Dortmund und vielen privaten engagierten Bürgerinnen und Bürgern. In diesem Verbund wird es gelingen, hier nicht nur ein Archiv, sondern ein lebendiges Haus der Baukultur zu etablieren“, zeigte sich Lehrmann überzeugt. Das Gebäude stellt die Stadt Dortmund den Gesellschaftern mietfrei zur Verfügung. Die TU Dortmund bringt die Bestände des Archivs für Architektur und Ingenieurbaukunst NRW (A:AI) als Grundstock in das Baukunstarchiv NRW ein und übernimmt mit Prof. Dr. Wolfgang Sonne die wissenschaftliche Leitung des Hauses. Schon die Eröffnungsausstellung, die unter dem Titel „Eins, zwei, drei – Baukunstarchiv“ Einblicke in die aktuell rund 80 Nachlässe des Archivs gibt, wurde unter Mitwirkung von Studentinnen und Studenten an der TU Dortmund entwickelt. „Bewahren – Erforschen – Ausstellen“ – unter diesem Leitsatz will Prof. Sonne die wissenschaftliche Arbeit des Archivs aufbauen. „Nicht nur die Bauten, auch die Medien wie Pläne, Zeichnungen, Fotografien und Modelle, mit denen sie geschaffen und verbreitet werden, sind Baukunst. Dieses Kulturgut wollen wir sammeln, analysieren und der Öffentlichkeit präsentieren.“ Die Technische Universität Dortmund sei gerne Partnerin des „Baukunstarchivs NRW“, weil die Sammlung von Nachlässen eine bewährte Tradition von Architekturfakultäten sei. „Wir müssen die Vergangenheit kennen, um die Zukunft bauen zu können“, betonte Prof. Dr. Barbara Welzel, Prorektorin der TU Dortmund, im Rahmen der Eröffnungsfeier am 4. November. Ein Archiv habe eine wichtige „Gedächtnisfunktion“, die unverzichtbar sei für die Forschung. Das neue Baukunstarchiv NRW stelle eine große Bereicherung für die Archivlandschaft in Deutschland dar, erklärte Prof. Dr. Hermann Parzinger in seiner Festrede. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz sagte, Archive seien bedeutsam, um regionale Identitäten zu stiften. „In Zeiten der durchgreifenden Digitalisierung unserer Gesellschaft stellen wir gegenwärtig einen regelrechten ‚memory boom‘ fest“, so Prof. Parzinger. „Archive sind Botschafter unseres baukulturellen Erbes.“ Ihre Bedeutung werde immer dann besonders deutlich, wenn wichtige Bauwerke durch Natur- oder Menschengewalt zerstört würden. Hermann Parzinger lobte das Vorhaben der Gesellschafter der Baukunstarchiv NRW gGmbH, mit Ausstellungen und Veranstaltungen im neuen Haus den Dialog mit der Öffentlichkeit zu suchen. Die im Januar 2017 begonnenen Arbeiten zur Revitalisierung und Modernisierung des geschichtsträchtigen Gebäudes am Ostwall 7 waren im Frühjahr 2018 planmäßig abgeschlossen worden. Bauherr war die Stadt Dortmund. Nach Entwürfen des Büros Spital-Frenking + Schwarz Architekten (Lüdinghausen/Dortmund) konnten alte Qualitäten des ursprünglich 1872 bis `75 nach Plänen des Berliner Architekten Gustav Knoblauch errichtete Landesoberbergamts freigelegt werden und baugeschichtliche Erweiterungen nach dem Teilwiederaufbau als „Museum am Ostwall“ 1956 für die Zukunft gesichert werden. Das beeindruckende Glasdach des Lichthofs wurde instandgesetzt, historische Bauteile und Bodenbeläge saniert, das Gebäude energetisch ertüchtigt und die Haustechnik erneuert. Die notwendige Investitionssumme für die Ertüchtigung des Gebäudes betrug 3,5 Millionen Euro. Das Land NRW unterstützte diese Maßnahme zu 80 Prozent mit Mitteln der Städtebauförderung, 10 Prozent trug die Stadt Dortmund, 10 Prozent der Förderverein für das Baukunstarchiv NRW. Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau verwies anlässlich der Eröffnung des Baukunstarchivs NRW auf die lange Tradition des Gebäudes Ostwall 7 und auf seine besondere Bedeutung für die Stadt. Historisch sei das frühere Oberbergamt die Genehmigungsbehörde für den gesamten Bergbau und das Hüttenwesen im Ruhrgebiet und in Norddeutschland gewesen. Später sei das Gebäude dann als Ort der modernen Kunst überregional wahrgenommen worden. „Mit Blick auf diese herausragende historische Bedeutung“, so Oberbürgermeister Sierau, „wurde die Idee geboren, diesen Ort auch künftig entsprechend öffentlich zu nutzen.“ In diesem Zusammenhang dankte Sierau den 8000 Bürgerinnen und Bürgern, die sich „mit ihrem Engagement trotz widriger Umstände für den Erhalt des Gebäudes und die Nutzung als Baukunstarchiv eingesetzt haben“. Es ist beabsichtigt, im Baukunstarchiv NRW einen speziellen fachlichen Informationsort für die Route der Industriekultur zu entwickeln, und zwar mit einer Schwerpunktsetzung zur Architektur- und Ingenieurbaukunst im Ruhrgebiet. Mehr Informationen unter www.baukunstarchiv.nrw Die Ausstellung „Eins zwei drei Baukunstarchiv“ ist bis zum 10. Februar 2019 im Baukunstarchiv, Ostwall 7 in Dortmund, zu sehen. Geöffnet ist sie jeweils am Dienstag, Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr sowie donnerstags von 14 bis 20 Uhr. Führungen und Sonderöffnungen finden nach Absprache statt.Baukunstarchiv feierlich eröffnet
Die Ausstellung