Förderpreis

Förderpreis 2014: Ein Meisterwerk der armenischen Baukultur droht zu verschwinden!

Die Stiftung Deutscher Architekten vergibt alle zwei Jahre Förderpreise an besonders begabte Absolventinnen und Absolventen der Architekturstudiengänge in NRW. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Prof. Wolfgang Döring hat im Januar getagt und drei besonders talentierte Nachwuchs-Planerinnen und -Planer ausgewählt. Einen Förderpreis erhielt Zarui Martirosyan für die Arbeit „Besucherzentrum und Gestaltung der menschlichen Pfade in der historischen Stadt Ani“, vorgeschlagen von Prof. Dipl.-Ing. Architekt Robert Niess, PBSA Düsseldorf.

10.07.2015

Frau Martirosyan, die ausgezeichnete Arbeit war für Sie mehr als nur eine Masterthesis, sondern auch ein Weg zu Ihren armenischen Wurzeln. Gefunden haben Sie eine historisch wertvolle Stadt mit einem reichen Kulturerbe, das vom Verfall bedroht ist. Glauben Sie, dass Ani noch zu retten ist?
Es ist schwierig, eine grundsätzliche Antwort auf diese Frage zu finden. Obwohl Ani in seiner Zeit als Hauptstadt Armeniens sehr bedeutend war, ist die Stadt heutzutage in Vergessenheit geraten. Um Ani noch zu retten, ist es notwendig, die Medien aufmerksam zu machen und die Wichtigkeit Anis als kulturelles Welterbe zu betonen. Doch nicht nur die Medien, sondern auch die für Denkmalschutz zuständigen Organisationen müssen eingeschaltet und aktiv werden. Es ist schwierig aber, wenn wir unsere Kräfte vereinen und alle ihr Bestes geben, dann glaube ich kann Ani noch gerettet werden.
Allerdings meine ich, dass eine Rettung nicht in Form einer Restauration geschehen sollte, sondern Ani im jetzigen Zustand für zukünftige Generationen bewahrt werden sollte. Der Ansatz dabei sollte wie in meinem Entwurf ein minimalistischer sein, sodass dem Besucher ermöglicht wird, die Stadt zu besichtigen ohne sie dabei weiter zu zerstören.

Wurde Ihre Arbeit auch in Ani zur Kenntnis genommen?
Leider noch nicht. Es war bisher nicht möglich, mit der türkischen Regierung Kontakt aufzunehmen.

Sie haben, bevor Sie von Prof. Niess in das Masterprogramm der PBSA aufgenommen wurden, schon den Diplom-Ingenieur für Architektur in Moskau gemacht. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?
Das Studium an dem Moskauer Architektur Institut (MARCHI) hat mir nicht nur die notwendigen Grundlagen für den Beruf vermittelt, sondern auch ein Grundverständnis über Architektur und den Architekturberuf.
Das Studium in Moskau hatte den Schwerpunkt „Environmental Design“. Dabei lag das Augenmerk nicht nur auf dem Gebäude selbst, sondern auch auf seiner Umgebung und insbesondere wurde auch die Beziehung mit der Stadt und den Menschen betrachtet. Diese Grundlagen und das Verständnis halfen mir bei meinem Studium an der PBSA. Im Gegensatz zu dem was ich an der MARCHI gelernt habe, bot sich mir an der PBSA die Möglichkeit, ein Problem von mehreren Seiten zu betrachten. Das Studium an beiden Hochschulen hat mir geholfen, mich selbst in der Architektur zu finden und ein Selbstverständnis für Architektur zu entwickeln.

Welche Pläne haben Sie für Ihren weiteren beruflichen Werdegang? Möchten Sie ein eigenes Architekturbüro gründen oder sehen Sie Ihre Zukunft in einem anderen Bereich?
Was die Zukunft betrifft bin ich sehr offen. Ich versuche, mich nach meinem Abschluss weiter zu entwickeln: Lese verschiedene Bücher, besuche Vorlesungen und Seminare über Architektur. Erst einmal möchte ich Berufserfahrung sammeln, um mich danach vielleicht mehr in Richtung Architekturtheorie zu entwickeln.

Zur Person:
Dipl.-Ing. Zarui Martirosyan (geb. 1988): 2014 Master of Arts an der PBSA Düsseldorf; 2011 Diplom Ing. Architektur und Design an dem MARCHI Moskauer Institut für Architektur (Staatlicher Akademie) in Moskau, Russland. Aktuell: Entwurfsarchitektin im Büro RKW Architektur und Städtebau.