Stipendien René von Schöfer wurde 1926 als Professor für Bauformenlehre an die Technische Hochschule Aachen berufen und war von dort aus im ganzen Rheinland als Architekt und Stadtplaner tätig – bis zu seinem Tod 1954. Infolge der Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg fertigte er die Wiederaufbauplanungen für mehrere rheinische Gemeinden an. René von Schöfer wurde am 21.04.1883 in Teheran als Sohn eines Diplomaten der K. u. K.-Monarchie geboren. Nachdem er zunächst familiengemäß Rechtswissenschaften studiert hatte, entschied er sich für ein Architekturstudium in München und machte sein Diplom noch vor dem Ersten Weltkrieg. Schon während seines Studiums führte er für das Deutsche Archäologische Institut Bauaufnahmen der Casa del Fauno in Pompeji durch, worüber er 1926 auch promovierte. Erste Indizien weisen darauf hin, dass René von Schöfers Architekturauffassung stark durch seine Zeit als Assistent des Reform-Architekten und Stadtplaners Theodor Fischer beeinflusst wurde, der an den Technischen Hochschulen Stuttgart und München lehrte. René von Schöfer lehnte rigoros das dekorative Ornament der Gründerzeit ab und sah in den sachlichen Formen und Flächen der Moderne die logische Konsequenz aus der technologischen und sozialen Entwicklung seit der Industrialisierung. Obwohl René von Schöfer seine Studentinnen und Studenten, darunter Maria Schwarz (geb. Lang), auch zur Erprobung neuer Architekturformen ermutigte, blieb er selbst wesentlich im Traditionalismus verhaftet und wird mit dem Heimatschutz in Verbindung gebracht. (Kieser, Marco: Heimatschutzarchitektur im Wiederaufbau des Rheinlandes, Köln 1998) Sein Anliegen war, die Geschichte des Ortes in zeitgemäßen Architekturformen weiterleben zu lassen und auf die lokalen architektonischen Besonderheiten einzugehen. Die bekannteste seiner Aufbauplanungen ist die sogenannte Dritte Stadtgründung von Jülich nach dem Zweiten Weltkrieg. Durch den Förderverein Festung Zitadelle Jülich wird von Schöfers Wiederaufbauplanung als einzige bereits gründlich erforscht. (Doose, Conrad; Peters, Siegfried; Scheuer, Helmut: Bilder einer Renaissancestadt – Jülich vor und nach dem 16. November 1944 (3., erw. Auflage), Düren 2013) Eine Architektenbiografie erklärt von Schöfers Werdegang und die Einflüsse auf seine Architektur. Es wird ein Überblick über sein Werk angestrebt, anhand dessen die Charakteristika seiner Architektursprache und Stadtplanung ermittelt und baugeschichtlich eingeordnet werden. Der Einfluss Theodor Fischers auf René von Schöfer und René von Schöfers Einfluss auf seine Assistenten, z. B. den späteren Aachener Stadtbaudezernenten Wilhelm Fischer, ist dabei zu überprüfen. Seine Wiederaufbauplanungen werden untereinander und mit anderen Wiederaufbauplanungen nach dem Zweiten Weltkrieg verglichen, um zur Aufarbeitung der Stadtplanung in der Nachkriegszeit in Nordrhein-Westfalen beizutragen. Ferner ist sein Wirken an der RWTH Aachen zu untersuchen, an deren Lehrgebiet Denkmalpflege die Arbeit von Prof. Christian Raabe wissenschaftlich begleitet wird. Die Arbeit über das Werk René von Schöfers erschließt zum einen das Wirken des einzelnen Architekten und des Hochschullehrers, liefert darüber hinaus aber auch Erkenntnisse für die denkmalpflegerische Beurteilung und Vermittlung der historischen Architektur und Stadtplanung im 20. Jahrhundert, die in der öffentlichen Wahrnehmung oft einen schwierigen Stand einnehmen. Moritz Wild, 01.03.2014René von Schöfer – Architekt, Stadtplaner und Bauforscher
Jülich wurde in Abstimmung mit dem Landeskonservator an gleicher Stelle und mit den gleichen Straßenfluchten wie die vorbildliche Renaissance-Idealstadt wiederaufgebaut. Geplant war eine idealisierte Wiederherstellung, die früher geschehene stadtplanerische und architektonische Fehlentwicklungen korrigieren und ein einheitliches Gesamtbild herstellen, aber auch den Anforderungen des modernen Verkehrs gerecht werden sollte. Die Grundlagen dafür hatte von Schöfer bereits vor und während dem Zweiten Weltkrieg geschaffen, als er den Auftrag hatte, eine Altstadtsanierungsplanung zu entwickeln. Dafür hatte er alle Straßenfronten der Altstadt zeichnerisch und fotografisch dokumentiert und konnte sie nach dem Krieg als Vorbild für die Neubauplanung heranziehen. Nicht zu vernachlässigende Gründe für den Wiederaufbau an alter Stelle waren aber auch die noch vorhandene Kanalisation und die Keller sowie die Anbindung an das vorhandene Fernverkehrsnetz.