Förderpreis

Förderpreis 2012: Konfirmandencamp Sulkavankoski

Die Stiftung Deutscher Architekten hat im April dieses Jahres in Düsseldorf die Förderpreise 2012 an Absolventen der NRW-Architekturstudiengänge vergeben. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Christoph Ingenhoven vergab drei Förderpreise und eine Anerkennung an besonders talentierte Nachwuchs-Architekten. Die Anerkennung wurde an Pentti Marttunen für seine Arbeit „Konfirmandencamp Sulkavankoski“ in Heinola, Finnland, vorgeschlagen von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Hartwig N. Schneider, RWTH Aachen vergeben.

03.11.2013

Herr Marttunen, Sie sind in Köln geboren, haben aber finnische Wurzeln. Entsprechend ist Ihre Arbeit „Konfirmandencamp Sulkavankoski“ in Finnland verortet. Wie kamen Sie zu der Idee diese Aufgabe zu wählen?
Zunächst gab es das Bedürfnis einen sakral gewidmeten Raum als Thema zu bearbeiten und bei der Einbettung und Suche nach einem Ort wurde schnell klar, dass im Zuge der Säkularisierung in weiten Teilen der Gesellschaft, nicht nur in Deutschland eine andere Form und ein anderer Maßstab für eine Projektanlage von Nöten sind. Ich selbst habe in meiner christlich geprägten Sozialisation als Sohn eines evangelischen Pfarrers, der für die finnische Kirche in Deutschland 18 Jahre tätig war, ein solches Konfirmandencamp besucht. Meine Beziehung zu dem Land und den Menschen dort ist recht eng, somit lag es nahe sich in der Urgemeinde der Familie, in Heinola einen Ort zu suchen. Ich besuchte dort das Gemeindebauamt und erfuhr, dass der Standort Sulkanavkoski zwecks Zentralisation von Camps aufgegeben werden soll. Dort wurden über viele Jahrzehnte Camps abgehalten und nun sammelt sich dieses Jugendkulturelle Leben an einem anderen Standort 15 km entfernt. Diesen und einen weiteren Standort besuchte ich im Vorhinein und analysierte sie auf Stärken und Schwächen.

In Ihrem Erläuterungstext schreiben Sie, der Weg zu der Typologie des Konfirmandenlagers führt über die Suche nach einem neuen sakralen architektonischen Ensemble. Denken Sie, dass man den jugendlichen Nutzern über das Gebäude eine tiefere Nähe zum Glauben bzw. der Natur vermitteln kann?
Wenn man es pathetisch ausdrücken will, ist der Weg zum Glauben in meinem Projekt der überbaute Weg vom artifiziellen städtischen Landweg über die Dichte des natürlich belassenen Waldes zum Höhepunkt, dem sakralen Raum mit Weitsicht auf den See, geworden. Im diesem Falle würde ich bestätigen, dass gerade der Gemeinschaftssinn, „alle unter einem Dach“ eine Intensität in dem kurzen, meist zweiwöchigen Camp schafft, der das Erfahren des Glaubens und der Bestätigung der Taufe, mit Eintreten als volles Mitglied der christlichen Gemeinde schafft.

Sie haben eine Tischlerausbildung und waren in Ihrer Gesellenzeit im Innenausbau tätig. Wäre auch die Fachrichtung Innenarchitektur für Sie eine Option gewesen?
Das Ziel der Tischlerausbildung war ein detailliertes Verständnis für Fertigungsprozesse zu bekommen, das räumliche Verständnis im Bereich Fügung von Bauteilen zu fördern, Arbeitsabläufe zu strukturieren und ein Gefühl für das Material Holz zu erlangen.
Freihandzeichenkurse sollten eigentlich ein Studium im Produktdesign vorbereiten, doch das Bedürfnis grundlegende, großmaßstäbliche Räume zu entwerfen und urbane Situationen zu beeinflussen war und ist die Prämisse meiner weiteren Entwicklung geworden.

Welche Wünsche und Ziele haben Sie für Ihre berufliche Zukunft?
Die Berufspraxis nach dem Studium hat mir weiterhin mein Interesse vor Augen gehalten, in naher Zukunft umfassend bei großmaßstäblichen Projekten in allen Leistungsphasen nach HOAI tätig sein zu wollen, um Erfahrung und Kenntnisstand weiter auszubauen.

Zur Person:
Dipl.-Ing. Pentti Marttunen (*1981). 2001 Ausbildung und Tätigkeit als Tischler, 2005 – 2011 Architekturstudium an der RWTH Aachen, 2008-2009 Gaststudium ETH Zürich, 2007- 2008 wissenschaftliche Hilfskraft im Forschungsbereich textilbewehrter Beton an der RWTH Aachen, seit 2012 Mitarbeiter im Architekturbüro Hartwig N. Schneider, Stuttgart. (Foto: T. Saltmann)