Förderpreis

Förderpreis 2010: Basishilfe für Krisengebiete

Die Stiftung Deutscher Architekten hat im April dieses Jahres in Düsseldorf die Förderpreise 2010 an Absolventen der NRW-Architekturstudiengänge vergeben. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Prof. Peter Zlonicky vergab drei Förderpreise an besonders talentierte Nachwuchs-Architekten. Einen Preis erhielt Patrick Lingenberg, empfohlen von Prof. Peter Russell an der RWTH Aachen.

02.09.2011

Herr Lingenberg, in der von der Stiftung Deutscher Architekten ausgezeichneten Arbeit beschäftigen Sie sich mit dem Thema Krisenhilfe nach Naturkatastrophen. Was hat Sie dazu bewegt, sich für diese Aufgabenstellung zu entscheiden?
Die Thematik der Aufgabenstellung (KEIMZELLE) hat mich schon immer sehr interessiert, die Auseinandersetzung mit dem Menschen und seinen elementarsten Bedürfnissen. Eine Situation, in der Mode und Gestaltungstrends mir angenehm in den Hintergrund zu rücken schienen. Die soziale Komponente im Vordergrund.

Die Aufgabe bestand darin, Opfern einer Naturkatastrophe eine nachhaltige Hilfestellung zu bieten.
Bereits in der Phase der „Ersten Hilfe“ sollten Maßnahmen für den Wiederaufbau integriert werden. Es galt, ein schlüssiges Gesamtkonzept zu entwickeln, in dem auch die zeitlichen Abläufe genau zu betrachten waren. Ort und Art der Katastrophe waren frei gestellt, und mir war schnell klar, dass meine Hilfeambitionen am sinnvollsten bei einer tendenziell „ärmeren“ Bevölkerung auf der Südhalbkugel anzusiedeln wäre. Mein Anspruch, so realitätsnahe wie möglich zu planen, setzte voraus, mein erdachtes Szenario eines Erdbebens in Peru in seiner Gesamtheit zu betrachten. Den Ort und seine besonderen Gegebenheiten, den Nutzer und Adressat der Hilfebemühungen in seinem kulturellen und sozialen Gefüge. Mein Ziel war es, die Hilfe möglichst vielen zugänglich zu machen. Dabei stellte sich heraus, dass finanzielle Hürden keineswegs unüberwindbare Hindernisse sein müssen, sondern vielmehr zu alternativen Lösungsansätzen beflügeln.

Sie haben schon an verschiedenen Hilfsprojekten im Ausland mitgearbeitet. Sehen Sie auch Ihren beruflichen Weg eher im Ausland?
Die positiven Erfahrungen, die ich auf meinen bisherigen Reisen und Auslandsaufenthalten gemacht habe, möchte ich gerne fortsetzen. Ob es die Zeit als Tischler in Spanien, die Arbeit in einem Kinderheim auf Jamaika oder der Bau eines Kindergartens in Süd-Afrika im Rahmen eines studentischen Projektes waren. Das alles waren für mich große Bereicherungen, die meine Wahrnehmung geschärft haben. Dabei wurden die Erfahrungen natürlich umso intensiver und eindringlicher, je mehr ich mich mit der Umgebung und den Menschen auseinander gesetzt habe.

In klassischen Handwerksberufen gab und gibt es die Möglichkeit, auf Wanderschaft zu gehen und somit Reisen und Arbeiten, Sehen und Lernen miteinander zu verbinden.
Genau das habe mir für das kommende Jahr vorgenommen. Eine moderne Wanderschaft – als eine Art reisender Gestalter. Die grobe Richtung steht mit Frankreich und Spanien bereits fest. Und ob ich währenddessen als Architekt in interessante Projekte einsteigen darf oder meinem zuvor erlernten Beruf als Tischler nachgehe, lasse ich erst einmal auf mich zukommen.

Haben Sie die Tischlerlehre als Vorbereitung für das Architekturstudium gemacht, oder ist der Studienwunsch erst während der Ausbildung entstanden?
Der Gedanke an das Architekturstudium bestand zwar bereits vor Beginn meiner Ausbildung, aber erst mit meinem wachsenden Wunsch, auch aktiv auf die Gestaltung Einfluss nehmen zu können, fiel die Entscheidung. Während des Studiums dann hat die vorangegangene handwerkliche Ausbildung meine Denk- und Sichtweise sehr stark beeinflusst. Mit einem ausgeprägten Verständnis für die Konstruktion und das Fügen von Bauteilen waren meine Entwürfe immer stark von Überlegungen der Machbarkeit geprägt. Die Liebe zum Holz als natürlichen, lebendigen Rohstoff habe ich mir bis heute erhalten.

Haben Sie Vorbilder in der Architektur?
Es sind eher einzelne Projekte und Ideen, die mir gefallen und mich inspirieren. Ein verantwortungsvolles Umweltbewusstsein, im Sinne von Energie- und Ressourcen-Schonung, sowie die Sozialverträglichkeit sind dabei meist meine Bewertungskriterien.

zur Person

Dipl.-Ing. Patrick Lingenberg (*1980). 1999 – 2003 Ausbildung zu Tischler; 2003 – 2010 Architekturstudium an der RWTH Aachen.