Förderpreis

Förderpreis 2006: Die Natur zum Vorbild genommen

Im März dieses Jahres hat die Stiftung Deutscher Architekten in Düsseldorf die Förderpreise 2006 an Studierende und Absolventen der NRW-Architekturstudiengänge vergeben. Mit der Vorstellung von Moritz Fleischmann beenden wir unsere dreiteilige Serie über die Preisträger.

30.08.2007

30.08.2007

Herr Fleischmann, Sie sind von der „Stiftung Deutscher Architekten“ mit dem Förderpreis ausgezeichnet worden. Die von Ihnen eingereichten Arbeiten waren ungewöhnlich, eher analytischen Charakters. Ihr Beitrag „Donauinsulaner“ ist eine Fiktion gesellschaftlicher Strukturen. Wie sind Sie zu dieser Interpretation gekommen?
Ich sehe die Aufgabe des neuen Architekten nicht darin, „fertige“ Ergebnisse zu liefern. Seine eigentliche Rolle besteht doch viel mehr darin, den Betrachter oder Interessierten mit unkonventionellen Mitteln zum Nachdenken anzuregen. Einem guten Architekten gelingt es, sein Gegenüber zu animieren, die gedankliche Auseinandersetzung mit dem Entwurf zu wagen. Dies war auch meine Intention bei der Wahl eines (räumlichen) Entwurfes, der allein im Kopf des Zuschauers entsteht – oder eben nicht.

Wie ist bei Ihnen der Wunsch, Architektur zu studieren, entstanden?
Der unbedingte Wunsch nach Unsterblichkeit, glaube ich.

Sie haben Ihr Studium an der RWTH Aachen begonnen und sind dann zur ETH Zürich gewechselt. Haben Sie signifikante Unterschiede in der Lehre festgestellt?
Natürlich gibt es Unterschiede. Aber es gibt auch viele Gemeinsamkeiten. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass es die engagierten Individuen sind, und zwar Lehrende wie Studenten, die die Qualität der Lehre ausmachen. Egal, ob Zürich oder Aachen. An der AA in London erhoffe ich mir, eine Vielzahl solcher Menschen zu treffen.

Glauben Sie, dass ein guter Architekt mit einer besonderen Begabung ausgestattet sein muss – oder spielt die Qualität der Hochschulausbildung eine wesentlichere Rolle?
In einer der ersten Vorlesungen von Prof. Klaus Kada, die ich an der RWTH besuchte, sagte dieser, dem überfüllten Hörsaal zugewandt: „Unter Ihnen befinden sich zwei (mahnend die beiden Finger erhoben) gute Architekten – nur zwei!“ Obwohl alle Studenten in den darauffolgenden Jahren mehr oder weniger die gleiche Ausbildung genossen, standen „nur“ vier aus der damaligen Zuhörerschaft beim Förderpreis 2006 auf der Bühne. Eventuell werden zwei davon ja gute Architekten – genetisch bedingt oder nicht.

Sie arbeiten zurzeit im Büro Ingenhoven und Partner. Haben Sie dort die Möglichkeit, Ihre Projekte selbstständig zu bearbeiten?
Mir wird viel Vertrauen entgegengebracht. Das wirkt sich natürlich positiv auf den eigenen Handlungsspielraum aus. Jedoch gibt es ohne ein gutes Team auch keine guten Entwürfe – das hat mir der Büroalltag gezeigt.

In der derzeitigen Situation am deutschen Arbeitsmarkt gehen viele Studenten und Absolventen ins Ausland, um dort Erfahrungen sammeln zu können. Glauben Sie, dass es gegenwärtig wichtig ist, Auslandserfahrungen nachweisen zu können?
Ich bin mir nicht sicher, ob die Leute ins Ausland gehen, um Erfahrungen zu sammeln – oder eher Geld. Die wirtschaftlichen Beweggründe scheinen mir da doch im Vordergrund zu stehen – was nicht heißen soll, dass es dadurch keinen kulturellen Austausch geben kann. Ich empfand und empfinde ihn als persönliche Bereicherung, als Quelle meiner Kreativität. Ich kenne aber auch gute Architekten, die im Studium keine Auslandserfahrungen gesammelt haben.

Haben Sie Vorbilder in der Architektur?
Die Natur ist wohl das einzig vernünftige Vorbild. Mit den Möglichkeiten moderner Simulationssoftware werde ich versuchen, mich mit der ihr innewohnenden Faszination und Logik auseinanderzusetzen. Die AA bietet mit ihrem Studiengang „Emergant technologies and Design“ optimale Rahmenbedingungen.

Sie studieren zusätzlich noch Wirtschaftswissenschaften. Welche Ziele haben Sie für Ihre berufliche Zukunft?
Ich will im Oktober mein 16-monatiges Master-Studium an der AA in London beginnen. Was danach passiert, steht in den Sternen. Ideal wäre die Kombination von Arbeit in einem großen Architekturbüro und eine Hochschulkarriere.

Zur Person

Moritz Fleischmann, *1980. 2001 – 2006 Architekturstudium an der RWTH Aachen und der ETH Zürich. seit 03/2006 Wirtschaftswissenschaftliches Zusatzstudium an der RWTH. Seit 03/2007 angestellt bei Ingenhoven Architekten, Düsseldorf.