Förderpreis „Was plant der Architektur-Nachwuchs?“ Das will die Stiftung Deutscher Architekten (SDA) wissen – und zeichnet die begabtesten Absolventinnen und Absolventen der Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung in NRW alle zwei Jahre mit ihrem Förderpreis aus. In diesem Jahr wird der Förderpreis der Stiftung Deutscher Architekten zum 20. Mal ausgelobt. Der Förderpreis würdigt außergewöhnliche junge Talente, die von ihren Professorinnen und Professoren vorgeschlagen werden. Deutlich wird das Talent an Arbeiten, die im Rahmen eines in den Jahren 2023 oder 2024 an einer nordrhein-westfälischen Hochschule abgeschlossenen Studiums der Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur oder Stadtplanung erbracht wurden. Ziel ist es, den Berufsnachwuchs zu fördern und für den Start in das Berufsleben zu motivieren. Teilnahmeberechtigt sind Absolventinnen und Absolventen, die (mit Ausnahme der beruflichen Praxis und der postgradualen Weiterbildung) die Voraussetzungen zur Eintragung in die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen erfüllen. Das Bewerbungsverfahren für den Förderpreis beginnt am 1. Oktober. Bis zum 10. November können Kandidatinnen bzw. Kandidaten dann von ihren Hochschulen vorgeschlagen werden. Insgesamt ist der Förderpreis mit 16 000 Euro dotiert. Vorgesehen ist die Vergabe von drei gleichen Preisen zu je 4000 Euro. Darüber hinaus kann die Jury für besondere Anerkennungen eine Summe von 4000 Euro gleichmäßig oder gestaffelt verteilen. Eine Teilnahme ist ab 1. Oktober möglich (bis 10. November). Förderpreis 2025: Jetzt teilnehmen!
Stipendien von Dr. Anna Kloke Als die Internationale Bauausstellung Emscher Park 1993 in ihrem vierten Jahr lief, veröffentlichte ihr Geschäftsführender Direktor Karl Ganser gemeinsam mit Thomas Sieverts, einem der Wissenschaftlichen Direktoren des Strukturförderprogramms, in der Fachzeitschrift „disP – The Planning Review“ den Aufsatz „Vom Aufbaustab Speer bis zur Internationalen Bauausstellung Emscher Park und darüber hinaus. Planungskulturen in der Bundesrepublik Deutschland“. Sie beschrieben darin Entwicklungsstränge der Stadtplanung Deutschlands seit 1943 bis zu einer von ihnen attestierten „gegenwärtigen Stadtkrise“. Die im Zuge der Planungseuphorie der 1960er Jahre zunehmende Verwissenschaftlichung und die hiermit verbundene Interdisziplinierung der Stadtplanung hin zu einer integrierten Entwicklungsplanung hätten zwar zu einer „sensibilisierten Planungsmentalität für Stadtgestaltung“ geführt, jedoch seien ihre umfassenden Planungssysteme mit langandauernden öffentlichen Entscheidungsverfahren angesichts der Komplexität der Gesellschaft und der herrschenden Probleme, des drängenden und kostenintensiven Strukturerneuerungsbedarfs sowie abnehmender Finanzierungsmöglichkeiten nicht zeitgemäß. Als möglichen Ausweg aus dieser Krise stellten Ganser und Sieverts das Planungsmodell des „Perspektivischen Inkrementalismus“ vor, das in der IBA Anwendung fand: Anstelle einer flächendeckenden Realisierung abstrakter Programmstrukturen solle sich die Bauausstellung auf mittelfristig realisierbare Einzelprojekte beschränken, die sich „perspektivisch“ an „allgemeinen Zielvorgaben auf dem Niveau von gesellschaftlichen Grundwerten“ orientieren, die im Einzelfall unterschiedliche Gewichtung erfahren können. Auf zunehmende Fähigkeiten zu Selbstorganisation vertrauend, wolle die IBA als „Werkstatt zur Erneuerung alter Industriegebiete“ endogene Innovationspotenziale in der Region mobilisieren und so innovative Milieus mit Ausstrahlungskraft etablieren. Die im Aufsatz beschriebenen Entwicklungsstränge der Planungskulturen in Deutschland und ihre politischen Debatten erlebte Ganser nicht nur mit, sondern prägte sie an entscheidenden Stellen als eine treibende Kraft in Forschung, Lehre und Planungsprojekten– sowohl in NRW und Bayern als auch auf Bundesebene. So bestimmte das prozedurale Planungsmodell des Perspektivischen Inkrementalismus die planungstheoretische Debatte Deutschlands in den 1990er Jahren als „dritter Weg“ jenseits des geschlossenen und umfassenden Modells einer integrierten Entwicklungsplanung und des „offenen“ Modells des Inkrementalismus mit weitgehendem Steuerungsverzicht. Karl Ganser publizierte von den 1960er bis Ende der 2010er Jahre regelmäßig in der Fach- und Tagespresse, veröffentlichte seine Forschungen unter anderem in den „Münchner Geographischen Heften“ und war an der Herausgabe von Fachzeitschriften beteiligt. Die verschiedenen Schiften dienten Ganser als Instrument der Rezeptionssteuerung, Werbung und gesellschafts-politischen Einflussnahme. Sie bilden eine wichtige Primärquelle für die Forschungsarbeit zur Darlegung der Entwicklung Gansers Planungsansatzes und seiner aktiven Teilnahme an der planungs-politischen Debatte in Deutschland und darüber hinaus. Zudem stellen die Schriften ein wichtiges zeithistorisches Zeugnis dieser Debatte dar und dokumentieren Gansers frühe Beschäftigung mit Themen wie der Erhaltenden Stadterneuerung. Bis heute gibt es zahlreiche Veröffentlichungen zur IBA Emscher Park und weiteren Projekten unter Gansers Beteiligung, wie zur IBA see, zum Gaswerk Augsburg oder zum Programm zur Erhaltenden Stadterneuerung. Es liegt jedoch keine wissenschaftliche Literatur zu Leben und Gesamtwerk Karl Gansers vor, die Gansers Weg zu einer integrativen Stadtentwicklung und zum Perspektivischen Inkrementalismus als richtungsentscheidendes Planungsprogramm der IBA Emscher Park aufzeigen und erläutern könnte. Darüber hinaus fehlt bislang eine Analyse der personal-politischen und projektbezogenen Verknüpfungen in Gansers Laufbahn. Die Forschungsarbeit will diese Lücke schließen und anhand ausgewählter Schriften und Projekte die Entwicklung Gansers Planungsansatzes auf dem Weg zu einer integrativen Stadtentwicklung nachzeichnen und Gansers Wirken im biographischen und im planungs-politischen Kontext anhand ausgewählter Schriften und Projekte aufzeigen.Auf dem Weg zu einer integrativen Stadtentwicklung
Perspektivischer Inkrementalismus
Forschungsbasis Publikationen/Schriften
Hands-on Nach einem erfolgreichen Auftakt Anfang 2024 soll es weitergehen: Die Stiftung Deutscher Architekten setzt ihr neues Exkursions-Format „Hands-on“ im nächsten Jahr fort. 85 interessierte Personen nahmen dazu am 19. Juni an einem Kick-Off-Meeting teil und äußerten so ein grundsätzliches Interesse an der Teilnahme am Projekt. „Das Projekt Hands-on ist eines von vielen Angeboten der Stiftung Deutscher Architekten“, erklärte Markus Lehrmann, Geschäftsführer der Stiftung Deutscher Architekten. Er begrüßte die jungen Planer*innen zu dem Zoom-Meeting und gab einen Einblick in die vielfältigen Programmpunkte der Stiftung. Anfang 2025 solle der Architekturnachwuchs dann die Chance bekommen, „mit anzupacken“. Ähnlich wie bei der Exkursion im Januar und Februar 2024 soll in Thailand geplant und gebaut werden. Somit kann an bereits vorhandene Kontakte angeknüpft werden. „Es gibt dort einen großen Bedarf an Schulräumen“, erklärte Jan Glasmeier, der auch das neue Projekt mit seinem Büro „Simple Architecture“ fachlich leiten wird. Innerhalb von sechs Wochen hatte er zu Beginn dieses Jahres im Rahmen der Exkursion der Stiftung Deutscher Architekten gemeinsam mit jungen Planerinnen und Planern ein Schulgebäude in Mae Sot in Thailand, an der Grenze zu Burma, realisiert. Vom 10. Januar bis zum 22. Februar 2025 soll unter dem Gesichtspunkt des nachhaltigen Planen und Bauens mit lokalen Materialien und unter Anwendung tradierten Wissens eine weitere Bildungseinrichtung für Kinder entstehen. Vor allem die Arbeit mit Lehm sei ein zentraler Bestandteil des Projekts. „Jeder ist am Ende dieser Exkursion ein Spezialist im Lehmbau“, ermutigte Glasmeier die potenziellen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. „Sie werden eine Erfahrung fürs Leben sammeln“, ergänzte Markus Lehrmann zum Abschluss des Kick-Offs und rief die Studierenden und Absolvent*innen dazu auf, sich zahlreich zu bewerben. Mit dem „Hands-on-Projekt 2025“ fördert die Stiftung Deutscher Architekten Juniorarchitekt*innen sowie Absolvent*innen der Fachrichtungen Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung, die mit einer geringen Eigenbeteiligung (350 Euro + Eigenkosten vor und während der Reise) an dem Reisestipendium teilnehmen können. Bewerben kann sich, wer ein kammerfähiges Studium erfolgreich absolviert hat oder dies in Kürze abschließt. Juniorarchitektinnen und Juniorarchitekten, Absolvent*innen sowie Studierende in den höheren Semestern der Fachrichtung Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung können sich bis zum 15. Juli 2024 unter hands-on@aknw.de bewerben. Einzureichende Bewerbungsunterlagen sind ein Lebenslauf mit einem Nachweis eines kammerfähigen Studiums in NRW und ein Bewerbungsschreiben (max. A4), in dem die Motivation, Fähigkeiten und gegebenenfalls Erfahrung mit ähnlichen Projekten und Orten zusammengefasst sein sollten, wobei letztere keine Voraussetzung für die Teilnahme am Bewerbungsverfahren ist. Die Teilnehmerinnern und Teilnehmer werden durch ein Auswahlverfahren bestimmt und Anfang August über eine Zusage informiert. Die Teilnehmeranzahl ist begrenzt. Bei der Informationsveranstaltung wurden organisatorische Eckdaten bekannt gegeben, die sukzessiv auf der Website der Stiftung Deutscher Architekten einzusehen sein werden. Rückfragen können an hands-on@aknw.de gestellt werden.Teamwork in Thailand: Nächste Runde „Hands-on“ der Stiftung
Hintergrund
Hands on Mitte Januar flogen 16 junge Planerinnen und Planer auf Einladung der Stiftung Deutscher Architekten nach Thailand. Ihr Ziel: Mae Sot im Nordwesten des Landes. Dort entwickeln sie unter der fachlichen Anleitung von Architekt Jan Glasmeier Planungen für einige Schulräume, die im Rahmen des „Hands On!“-Projektes auch vor Ort realisiert werden. 6. März 2024 – von Sanaz Kashi / Melanie Brans Ende Februar kehrte der Architektur-Nachwuchs zurück – voller Eindrücke und um einige Erfahrungen reicher. Es ist das erste Projekt dieser Art, das die Stiftung Deutscher Architekten durchführte. Nach vielen Jahren Erfahrung mit Formaten wie Sommerexkursionen und Studienreisen, auf denen sich Absolventinnen und Absolventen der NRW-Architekturstudiengänge aller Fachrichtungen konkret mit Planungsaufgaben beschäftigten, die jedoch im Theoretischen blieben, ging es diesmal darum, nicht nur die Planung zu übernehmen. Der Architekturnachwuchs packte auch konkret mit an, um einige Klassenräume in traditioneller Bauweise mit lokal verfügbarem Material und lokalen Arbeitskräften umzusetzen. Auf diese Weise lernten die jungen Planerinnen und Planer auch Menschen, die örtlichen Bräuche und die thailändische Kultur kennen. „Es geht um fachliche Vertiefung und Persönlichkeitsbildung“, hatten der Geschäftsführer der Stiftung Deutscher Architekten, Markus Lehrmann, und Architekt Jan Glasmeier im Vorfeld erklärt. Glasmeier hat mit seinem Büro „Simple Architecture“ bereits verschiedene Projekte im Bereich des vernakulären Bauens und der Entwicklungshilfe in Afrika und Asien angestoßen und begleitet. Diesmal in Kooperation mit der Stiftung Deutscher Architekten, die die Förderung des Planungsnachwuchses als Stiftungsziel hat. Örtlicher Partner war die Organisation „Help without frontiers Thailand“. Nach einem Studientag in der Hauptstadt Bangkok ging es für die Planerinnen und Planer aus Deutschland direkt an den Zielort Mae Sot – eine Stadt mit über 30 000 Einwohnern, die durch Fluchtbewegungen aus Myanmar und illegalen Menschenhandel geprägt ist. In Mae Sot ist die „New Day School“ lokalisiert. In dieser werden rund 400 Schülerinnen und Schüler der Elementarstufe beschult. Das Schulgelände besteht aus einem U-förmigen Bestandsbau, der einen großen Schulhof mit altem Baumbestand einfasst. Auf dem Schulhof sollte ein Neubau mit Platz für vier Klassen entstehen. Die Gruppe aus Deutschland war mit groben Vorentwürfen angereist, die vor allem Architekt Jan Glasmeier mit seinem Team erarbeitet hatte. In Mae Sot angekommen, ging es direkt praxisorientiert los: Vermessung des Geländes, Höhen nehmen, die in Deutschland entstandenen Vorentwürfe anpassen. Mit vor Ort war auch Stadtplaner Markus Lehrmann, Geschäftsführer der Stiftung Deutscher Architekten. Er betonte die Bedeutung des Projektes für die Stiftung: „Es ist das erste Mal, dass wir so konkret eine Planung auch realisieren. Der Architekturnachwuchs sammelt Erfahrungen, die sicherlich nicht nur für das spätere Berufsleben wertvoll sind, sondern die auch ein Leben lang prägend sein werden.“ Zur Praxiserfahrung gehörte für die jungen Planerinnen und Planer auch, sich intensiv mit dem Ort und seinen Besonderheiten auseinanderzusetzen und die Pläne daraufhin zu überprüfen, ob sie den spezifischen Bedingungen entsprechen. „In der Regenzeit ist hier mit besonderen Starkregenereignissen zu rechnen“, stellte Teilnehmerin Eva Müller, Architektur-Masterstudentin an der FH Münster, fest. „Daher ist es entscheidend, so zu planen, dass es nicht zu Staunässe kommt, und auch die Höhe der Gebäudefundamente so anzupassen, dass die Wände nicht im Wasser stehen.“ Junior-Architektin Mira Leven aus Aachen berichtete von Vermessungsarbeiten, bei denen die Fluchten des Neubaus und dessen Bezug zum Bestandsbau bis ins Detail überprüft wurden. „Dabei ging es uns darum, den vorhandenen Baumbestand zu erhalten und gut einzufügen.“ Entstanden ist am Ende ein Neubau auf drei Niveaus mit Platz für die Klassenräume und für einen offenen Ruhe- bzw. Rückzugsraum für die Grundschüler; ein notwendiger, Schatten spendender Ort für die Pausen in sonnen- und hitzereichen Trockenzeiten. Der vorhandene Hain auf dem Bauplatz konnte in den organischen Entwurf integriert werden. Das Gebäude legt sich quasi um die Bestandsbäume herum. Vom ersten Tag an machten die Teilnehmer*innen des „Hands On“-Projektes ganz praktische Erfahrungen. Dazu gehörte die Anwendung einer Schlauchwaage ebenso wie die Schwerstarbeit bei der Herstellung des Fundaments und die Errichtung des Rohbaus in traditioneller Bauweise. Eine Besonderheit war dabei die direkte Begegnung mit den Menschen vor Ort, etwa mit lokalen Arbeitskräften, von denen die jungen Planer*innen viel lernen konnten – z. B. die eigene Herstellung der für den Bau benötigten Lehmbausteine und deren Verarbeitung. Moritz Ferfer, Masterstudent der Fachrichtung Architektur aus Köln: „Das begann mit der Auswahl des Produktionsortes – es musste ausreichend Aushub und Platz für die Verarbeitung vorhanden sein. Und das ging bis zur Produktion selbst. Der vorhandene Lehmboden wurde mit Reishülsen und Sand vermischt und in Form gebracht.“ Die künftigen Schülerinnen und Schüler, für die die neuen Klassenräume entstanden, wurden zur aktiven Mitwirkung eingeladen: „Sie haben uns täglich auf der Baustelle besucht und uns Obst und frisches Wasser gebracht“, so die teilnehmenden jungen Planerinnen und Planer. Praktische Erfahrung konnte die Gruppe der Stiftung Deutscher Architekten den Schülerinnen und Schülern der „Harrow International School Bangkok“ vermitteln, die im Rahmen der Berufsorientierung mit ihren Lehrern immer wieder zur Baustelle kamen und mit einbezogen wurden: So halfen sie beim Flechten von Bewehrungskörben für die Fundamente. Bis Ende Februar blieb die deutsche Gruppe in Mae Sot. Die Gruppe der Stiftung Deutscher Architekten meldete sich regelmäßig mit Planungs- und Baufortschritten sowie mit persönlichen Erfahrungen via Social Media (Instagram, Facebook und LinkedIn). Dort sind die Fortschritte dauerhaftJunge Planung für eine neue Schule
abrufbar. Die Ergebnisse werden außerdem ausführlich in einer Dokumentation dargestellt und erläutert, die kostenlos bei der Architektenkammer NRW bestellt werden kann (zentrale@aknw.de) oder hier zum Download (PDF) angeboten wird.Videodokumentation
Die Gruppe wird vom 11.01. bis zum 24.02.2024 im thailändischen Ort Mae Sot Klassenräume aus örtlichen Materialien – vor allem Stampflehm – und unter Einbindung lokaler Arbeitskräfte planen und errichten. Die fachliche Leitung hat Architekt Jan Glasmeier (l.), der mit seinem Büro „simple architecture“ schon verschiedene ähnliche Projekte in Asien und Afrika realisiert hat. „Es geht um fachliche Vertiefung und Persönlichkeitsbildung“, erklärte Markus Lehrmann (hinten l.), Geschäftsführer der SDA, der sich über die Begeisterung der jungen Planer*innen für das ambitionierte Vorhaben sehr freute. Details zu dem „hands-on“-Projekt unter www.stiftung-deutscher-architekten.de.
International Workshop Venedig dürften die meisten Architekturinteressierten kennen – aber die „Geisterinsel Poveglia“? Mit der Wiederbelebung der unbewohnten Insel befasste sich der „Internationale Workshop“ der Stiftung Deutscher Architekten 2022, an dem über 20 Architektur-Absolventinnen und Absolventen teilnahmen. Im Rahmen eines umfangreichen Rahmenprogramms wurden die jungen Planer und Planerinnen im Herbst des letzten Jahres an die städtebauliche Entwicklung der Hauptinsel Venedigs mit ihren verschiedenen zugehörigen Inseln in der Lagune herangeführt. Themenfelder waren beispielsweise „Übertourismus“ und „innovative Wohntypologien“. Dabei entwickelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops insbesondere Nutzungsideen für die seit vielen Jahren verlassene Insel Poveglia. Kooperationspartner war die Università Iuav di Venezia (IUAV) mit ihrer Architekturfakultät. Betreut wurde der Workshop von Prof. Donatella Fioretti (Kunstakademie Düsseldorf), Prof. Rolf Westerheide (Vorstandsmitglied AKNW) und seitens der IUAV von Prof. Marco Pogacnik und Prof. Sergio Pascolo. Lektüre gefällig?: Die Ergebnisse des Workshops werden nun ausführlich in einer Dokumentation dargestellt und erläutert, die kostenlos bei der Architektenkammer NRW bestellt werden kann: zentrale@aknw.de. Dokumentation zur Fachexkursion nach Venedig
Förderpreis Die Stiftung Deutscher Architekten vergibt alle zwei Jahre Förderpreise an besonders begabte Absolventinnen und Absolventen der NRW-Architekturstudiengänge. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Stadtplaner und Architekt Prof. Rolf Westerheide hat im Februar getagt und drei besonders talentierte Nachwuchs-Planerinnen und -Planer ausgewählt. Einen Förderpreis erhielten Chiara Erhardt und Luca David Steinert für die Arbeit „ritrova.riesi – Impulse und Handlungsstrategien für die Stadt Riesi“, vorgeschlagen von Univ.-Prof. Anke Naujokat (RWTH Aachen). Chiara Erhardt und Luca David Steinert, am Beispiel der schrumpfenden Stadt Riesi in Sizilien befassen Sie sich mit der Frage, welchen Beitrag die Architektur als Baustein für mögliche Transformationen und nachhaltige Stadtentwicklung leisten kann. Wieso haben sie gerade diesen Ort für die Analyse ausgewählt? Luca Steinert: „Riesi kenne ich seit meiner ehrenamtlichen Tätigkeit für eine soziale Einrichtung, dem Servizio Cristiano. Ich lebte dafür ein Jahr in Riesi und lernte die Stadt gut kennen. Sie ist Außenstehenden vor allem durch negative Schlagzeilen zum Thema Abwanderung und Zerfall bekannt. Von den heute noch knapp 11 000 lebenden Einwohnern Riesis sind laut dem Einwohnermeldeamt ca. 7400 im Ausland registriert. Das hinterlässt nicht nur im Stadtbild deutliche Spuren, sondern auch kulturell, sozial und ökonomisch. Meine persönliche Erinnerung ist aber vor allem durch die Geschichten und gemeinsamen Erlebnisse mit den Menschen vor Ort geprägt. Diese wertschätzende Wahrnehmung der Stadt wollte ich unbedingt sichtbar machen. Dazu kam Chiaras sizilianischer familiärer Hintergrund und ihre eigene Motivation, das Sizilien von heute zu erforschen.“ Konnten Sie bei Ihrer Analyse auch Ableitungen für andere europäische Standorte mit ähnlicher Problematik erkennen? Chiara Erhardt: „Da die Herausforderung im Umgang mit schrumpfenden Städten europaweit besteht, wurde es uns früh ein Anliegen, eine Methode zu finden, die sich auch übertragen lässt. Wir haben Riesis besondere Orte gesammelt und mit den Erinnerungen der Bewohner*innen und räumlichen Analysen verknüpft. Aus diesen Fragmenten haben wir ein Leitbild entwickelt, das die vielseitigen Facetten der Stadt widerspiegelt und Regeln für den anschließenden Entwurfsprozess setzt. Somit verkörpern die beiden Entwürfe hybride und heterogene Räume Riesis. In diesem Prozess wurde uns besonders deutlich, dass eben auch die subjektive Wahrnehmung der Stadt eine maßgebliche Bedeutung für den Umgang mit Bausubstanz haben kann.“ Luca Steinert: „Der intensive Einbezug und der Austausch mit den Bewohner*innen hat unsere Sichtweise auf unsere Aufgabe stark beeinflusst und ihr eine neue Richtung gegeben. Dazu war es für uns sehr wichtig, für mehrere Wochen in Riesi zu leben. Wir glauben, dass diese Form des Austausches, Verständnis und vor allem Zuhörens Grundlage jeder Aufgabenstellung in der Architektur und Stadtplanung sein sollte.“ Die Jury hat Ihnen beiden eine besondere Beobachtungsgabe und ein großes Talent im methodischen Arbeiten sowie ein beseeltes Einfühlungsvermögen in gesellschaftliche Prozesse und deren Spiegelung in Stadtraum und Architektur bescheinigt. Möchten Sie im Bereich der Stadtplanung weiterarbeiten? Chiara Erhardt: „Die Thesis war für mich sicherlich der Auslöser für die Orientierung in Richtung Stadtplanung und hat meinen Blick insbesondere auf partizipative Prozesse gelenkt. Da „wertvolle“ Räume nicht immer durch einen städtebaulichen Plan erkennbar und verständlich sind, war es mir wichtig, den Einbezug von Öffentlichkeit in Planungsprozessen weiterzuverfolgen. In Riesi wurde deutlich, dass der Verlust und Verfall des gebauten Umfeldes den Zerfall städtischer Öffentlichkeit und gesellschaftlichen Engagements nach sich zieht. Die wertschätzende Wahrnehmung der Stadt, die wir als Außenstehende hatten, sollte auch für die Bevölkerung vor Ort wieder sichtbar werden. Ich bin sehr froh darüber, diesen Weg eingeschlagen zu haben und diese Arbeitsweise weiterzuverfolgen.“ Welche Pläne haben Sie für Ihren weiteren beruflichen Werdegang? Luca Steinert: „Die Auseinandersetzung mit Riesi hat mir gezeigt, welches Potenzial im Vorgefundenen schlummert. Ein besonderer Anreiz war es für mich, den Dialog zwischen Bestehendem und Neuem herzustellen, erlebbar zu machen und weiterzuerzählen. Dazu gehört es meiner Meinung nach, sowohl die Eigenschaften des Ortes als auch das Alltägliche, das die Menschen mit diesem verbindet, zu verstehen und – im Kontext Riesis – wieder ‚erlebbar‘ zu machen. Davon leitet sich auch der Titel ‚ritrovare‘, also wiederfinden oder sich wieder treffen, ab. Ich wünsche mir nach der langjährigen Arbeit mit Riesi, diese Erkenntnisse nicht nur als Architekt, sondern auch fachlich übergreifend in der Lehre vermitteln und vertiefen zu können.“ Interview: Vera Anton-Lappeneit „ritrova.riesi – Impulse und Handlungsstrategien für die Stadt Riesi“ – Arbeit von Chiara Erhardt und Luca David Steinert – Rendering: Chiara Erhardt / Luca David SteinertInterview: „ritrova.riesi“
Baukunstarchiv NRW Timo Hauge, Leiter des RVR-Teams Industriekultur, und Prof. Dr. Wolfgang Sonne, wissenschaftlicher Leiter des Baukunstarchivs NRW, stellten die neue Tafel vor, die auf die besondere Rolle des Bauwerks am Ostwall 7 für die Dortmunder Bauhistorie und die Baukultur im Ruhrgebiet hinweist. Somit zählt das Gebäude des Baukunstarchivs NRW, das ehemalige „Museum am Ostwall“, nun offiziell zu der „Route Industriekultur“. Es ist als ausgezeichneter Standort auf der „Themenroute 6“ (auch „Dortmund: Dreiklang, Kohle, Stahl, Bier“ genannt) zu entdecken. Die Historie des ältesten Profanbauwerks in der Dortmunder Innenstadt ist vielfältig: 1872 – 75 als Landesoberbergamt nach Plänen des Berliner Architekten Gustav Knoblauch realisiert, wurde es ab 1911 nach einem Umbau (Stadtbaurat Friedrich Kullrich) die städtische Sammlung des 1883 gegründeten Museums für Kunst und Kulturgeschichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute die Gründungsdirektorin des „Museums am Ostwall“ das Gebäude wieder auf und etablierte eine international renommierte Sammlung mit Werken von Künstlern der Moderne.. Weitere Informationen: www.baukunstarchiv.nrwBaukunstarchiv NRW wird Teil der „Route Industriekultur“
Baukunstarchiv NRW Die Gründungsdirektorin und langjährige Leiterin des Dortmunder „Museums am Ostwall“, Leonie Reygers (1905 – 1985), war nicht nur eine Botschafterin der künstlerischen Moderne, sondern auch eine Pionierin der Kunstdidaktik. Mit einer umfassenden Ausstellung will das Baukunstarchiv NRW im kommenden Jahr diese Visionärin und Identitätsstifterin für das Bundesland Nordrhein-Westfalen in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach übergab heute (04.04.22) die Förderzusage des Landes NRW, welche das Ausstellungsprojekt erst ermöglicht. 04.04.22 Die Förderung erfolgt im Rahmen des Programms „Heimat-Zeugnis“ und beläuft sich auf 131.400 Euro – 90 Prozent der veranschlagten Gesamtkosten für das umfängliche Ausstellungskonzept, das durch ein breit angelegtes Rahmenprogramm zusätzliche Wirkung entfalten soll. Die Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Scharrenbach, verwies auf die besondere Bedeutung von Leonie Reygers als Museumsgründerin und langjährige -direktorin, aber auch als Pädagogin und Vermittlerin von Kultur und Wissen an die jüngere Generation. „Ein wichtiges Projekt, mit dem die heute nach wie vor aktuellen Gedanken dieser in der Nachkriegszeit ungemein einflussreichen Frau in das kulturelle Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht werden sollen“, erklärte Ministerin Scharrenbach bei der Übergabe des Förderbescheids im Baukunstarchiv NRW. Prof. Dr. Franz Pesch, der als Vorsitzender des antragstellenden Fördervereins für das Baukunstarchiv NRW in Dortmund den Bescheid entgegennahm, dankte der Ministerin für die Unterstützung „für ein wichtiges Projekt, das weit über Nordrhein-Westfalen hinaus Strahlkraft entfalten kann“. Ernst Uhing, der Vorsitzende der Gesellschafter des Baukunstarchivs NRW, hob Reygers‘ besonderen Einsatz für den Wiederaufbau des kriegsgeschädigten Gebäudes am Ostwall 7 hervor. „Die Gründung des Museums am Ostwall erfolgte 1947 buchstäblich in Trümmern“, erinnerte Uhing. „Dass wir heute dieses wichtige Zeugnis der Baugeschichte als lebendigen Ort für das Baukunstarchiv NRW nutzen können, verdanken wir diesem Einsatz einer äußerst tatkräftigen und weitsichtigen Frau“. Die Ausstellung „Im Lichthof der Avantgarden – Leonie Reygers und das Prinzip der Gleichzeitigkeit“ soll ab Februar 2023 im Baukunstarchiv NRW zu sehen sein. Kurator ist Christos Stremmenos, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Baukunstarchivs NRW. Anlass des Projektes ist das 75-jährige Jubiläum des einstigen „Museum am Ostwall“, in dem seit 2018 das „Baukunstarchiv NRW“ seinen Sitz hat.Bauministerin Scharrenbach übergibt Förderbescheid
Baukunstarchiv NRW Ob Rathaus oder Siedlungshäuschen, Förderturm oder Energiespeicher, Kanal oder Verkehrsbauwerk: Die für das Ruhrgebiet spezifischen Großbauten der Industriekultur setzten Impulse für die gesamte Architektur in der Region. In einer neuen Dauerausstellung in Dortmund präsentieren der Regionalverband Ruhr (RVR) als Träger der „Route Industriekultur“ und das Baukunstarchiv NRW, das selbst Teil dieser Route ist, die vielfältigen Beziehungen zwischen Industriekultur und Baukunst. Die Ausstellung kann ab sofort dauerhaft in der Galerie des Baukunstarchivs NRW am Ostwall 7 in Dortmund kostenlos besucht werden. „Die Architektur der Industriekultur des Ruhrgebiets hat unser Bundesland entscheidend geprägt und wirkt bis heute im Städtebau nach“, betont Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen und Vorsitzender der Gesellschafter des Baukunstarchivs NRW. „Das Baukunstarchiv NRW ist mit seiner wechselvollen Geschichte selbst ein Beispiel dafür, dass die ‚Route der Industriekultur‘ nicht nur die Historie erlebbar macht, sondern auch die Gegenwart und Zukunft dieser wichtigen Architekturen.“ Die neue Dauerausstellung geht den städtebaulichen Dimensionen Wohnen, Verkehr, Industrie, Wasser und Stadt nach. Identifiziert werden insgesamt 24 Bauaufgaben, zu denen jeweils einzelne Objekte vorgestellt werden. „Baukunst der Industriekultur – das ist neben Industrieanlagen und Arbeitersiedlungen das ganze Spektrum großstädtischer Bauaufgaben vom Wohnblock bis zum Rathaus, vom Theater bis zur Kirche“, meinen die Kuratoren Ruth Hanisch und Wolfgang Sonne. Jedes Bauwerk ist durch eine Fotografie des bekannten Düsseldorfer Fotografen Matthias Koch und ein Modell der Modellbauwerkstatt der TU Dortmund sowie Texttafeln und historisches Referenzmaterial dargestellt. Die Fotografien zeigen den heutigen Zustand der Gebäude in ihrem baulichen Kontext. Matthias Kochs Architekturfotografie nimmt das bauliche Objekt immer ernst, geht aber in ihrer atmosphärischen Dichte über die reine Dokumentation weit hinaus. Die ergänzend präsentierten, dreidimensionalen Modelle fokussieren auf unterschiedliche Aspekte dieser Gebäude im Ursprungszustand und reichen im Maßstab vom Städtebau bis ins architektonische Detail. er durch die Ausstellung geht, der bemerkt sofort, dass die gezeigten Gebäude alle noch in den einzelnen Städten prägend sind – in unterschiedlichster Nutzung. Die 24 Großbauwerke sind ein eindrucksvoller Beleg, wie die industrielle Architektur bis heute im Alltag der Menschen präsent ist. „Daher ist es für den Regionalverband Ruhr selbstverständlich, sich hier an diesem spannenden Ort als Träger der Route Industriekultur dauerhaft zu engagieren“, sagt Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel anlässlich der Ausstellungseröffnung. „So ist beispielsweise das Baukunstarchiv NRW, untergebracht im ehemaligen Gebäude des Landesoberbergamts am Dortmunder Ostwall, Bestandteil der Themenroute sechs der Route Industriekultur – Dortmund: Dreiklang – Kohle, Stahl, Bier.“ Das größte Modell – vom Oberhausen Gasometer – ist wie ein Tortenstück angeschnitten, um das Innere zu zeigen. Der Gasometer war ursprünglich ein rein technisches Bauwerk, wurde allerdings schon bei der Errichtung auch als ästhetisches Objekt wahrgenommen und dient heute als Ausstellungsgebäude. Weitere Beispiele des engen Austausches zwischen Baukunst und Industriekultur sind die Arbeitersiedlungen, etwa die Werksiedlung Eisenheim in Oberhausen; oder die Kirchenbauten für die Arbeiter aus Osteuropa wie die Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen. Ganz zentral ist die Infrastruktur – wie der Dortmund-Ems-Kanal und der Ruhrschnellweg -, die die Region überhaupt erst zusammenwachsen ließ und umso mehr eine spezifische regionale Ausprägung erhielt. Als Teil der Industriekultur nicht zu übergehen sind die Themen Bier und Fußball, die durch die Dortmunder Unionsbrauerei und das Stadion in Gladbeck repräsentiert werden. Ergänzt wird die Präsentation der 24 Bauten durch Abreißzettel mit weiteren Informationen zur Architektur der Region, die auch zu Besuchen weiterer Objekte auf der „Route der Industriekultur“ anregen. Für Kinder gibt es ein Erkundungsprogramm mit Bilderrätsel – und eine Belohnung zum Mitnehmen. Baukunstarchiv NRW, Ostwall 7, 44135 DortmundNeue Dauerausstellung: Impulse. Baukunst der Industriekultur
Öffnungszeiten: Di. – So. 14.00 – 17.00 Uhr; Do. 14.00 – 20.00 Uhr; Mo. Geschlossen
www.baukunstarchiv.nrw