Förderpreis

Förderpreis 2012: Mitten im Pott – ein ungewöhnlicher Hochschulstandort!

Die Stiftung Deutscher Architekten hat im April dieses Jahres in Düsseldorf die Förderpreise 2012 an Absolventen der NRW-Architekturstudiengänge vergeben. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Christoph Ingenhoven vergab drei Förderpreise an besonders talentierte Nachwuchs-Architekten. Einen Preis erhielten Carla Gertz und Dominik Nüssen für ihre Arbeit „Schalker Verein Gelsenkirchen“, vorgeschlagen von Prof. Prof. h.c. Dipl.-Ing. Architekt Herbert Bühler, münster school of architecture.

14.05.2013

Frau Gertz und Herr Nüssen, in der von Ihnen gemeinsam eingereichten Arbeit beschäftigen Sie sich mit einem Konversionsthema an einem traditionsreichen Standort. Kernstück der Stadtentwicklung soll ein alter Erzbunker sein, der als geplanter Hochschulstandort eine vertiefte Ausarbeitung erfährt. Wie kamen Sie zu diesem Thema?

Dominik Nüssen: Von dem Moment an, als mein Vater mich mit auf das Grundstück des Schalker Vereins nahm, war ich derart fasziniert von dem Bunker und dem enorm großen Leerraum mitten im stark verdichteten Ruhrgebiet, dass ich sofort Carla anrief und sie herbestellte. Eigentlich hatten wir andere Pläne für die Thesis, doch wir waren uns sofort einig, dass es dieses Grundstück werden soll.

Carla Gertz: Der Erzbunker ist sehr präsent verortet. Man kommt mit dem Zug daran vorbei, wenn man Gelsenkirchen durchquert. Er ist eigentlich das Tor zur Stadt und fällt nicht nur durch seine Positionierung, sondern auch durch seine enorme Größe und extravagante Form auf. So ein spannendes Objekt ist ideal für ein Thesisthema.

Herr Nüssen, Sie sind als gebürtiger Herner sozusagen in der Nachbarschaft zum Plangebiet aufgewachsen, und auch Ihre Familie, Frau Gertz, wohnt teils in Gelsenkirchen. Hat Ihnen die Kenntnis des besonderen städtebaulichen Charakters des Ruhrgebietes und seiner Menschen bei der Arbeit geholfen?

C. G.: Wir haben festgestellt, dass man umso vorsichtiger bei den Planungen vorgehen muss, je besser man den Ort kennt, an dem man plant. Wir haben bewusst bei unserer Arbeit erst nach zehn Wochen Recherche, Analyse und Interviews den Stift in die Hand genommen und erste Skizzen gemacht, um uns nicht durch vorschnelle Urteile fehlleiten zu lassen. Erst nach einer genauen Standortanalyse ging der Entwurf los. Die Recherche, vor allem die Interviews vor Ort, wurden fast zum spannendsten Teil der Arbeit.
D. N.: Wir haben beide im Laufe unserer Thesis enorm viel über die Menschen, Gelsenkirchen und das Ruhrgebiet generell gelernt, obwohl wir beide seit jeher eine enge Bindung zu dieser Region haben. Nach rund sechs Jahren Studium außerhalb des Ruhrgebiets sieht man viele Dinge anders und erkennt Potenziale von Orten und räumlichen Konfigurationen, die man früher übersehen hätte. Es war schön, das Studium mit einem Projekt an einem so vertrauten Ort zu beenden.

Was sind Ihre weiteren beruflichen Ziele?


C. G.: Erst einmal in den nächsten Jahren lernen, was es wirklich heißt, zu „bauen“, dabei natürlich den Spaß an der Sache nicht zu verlieren. Ich möchte mich noch nicht auf ein genaues Ziel festlegen, da ich der Meinung bin, dass es meistens eh anders kommt als geplant und dass der Beruf „Architekt“ so vielschichtig ist, dass es viele Möglichkeiten gibt!
D. N.: Ich habe mich im Laufe des Studiums auf den Bereich des Digitalen Entwerchitektur mit Informatik, um Gebäude mit Hilfe von Programmiersprachen in Regeln zu gliedern, ihren Entstehungsprozess möglichst flexibel und dynamisch zu machen und komplexe Geometrien zu kontrollieren. Ich habe vor, mich auch in Zukunft diesem Bereich weiter zu widmen.

Zur Person:

M.A. Carla Gertz (*1984). 2005 – 2012 Architekturstudium an der msa Münster, 2012/13 Entwurfsarchitektin bei BLAURAUM Architekten Hamburg. 2013 Architektin bei Trint und Kreuder d.n.a Köln

M.A. Dominik Nüssen (*1982). 2005 – 2012 Architekturstudium an der msa Münster, 2012 wissenschaftliche Mitarbeit im Future Cities Laboratory (Singapur) und am Lehrstuhl für Informationsarchitektur, ETH Zürich. Seit 2013 Architekt in der Digital Technologies Group bei Herzog & de Meuron, Basel.