Förderpreis 2006: Mit Motivation und Entdeckerfreude

Im März dieses Jahres hat die Stiftung Deutscher Architekten in Düsseldorf die Förderpreise 2006 an Studierende und Absolventen der NRW-Architekturstudiengänge vergeben. Die unabhängige Jury unter Vorsitz von Prof. Arno Brandlhuber vergab drei Förderpreise an besonders talentierte Nachwuchs-Architekten. Wir stellen die Preisträger und dieser und den kommenden zwei Ausgaben des Deutschen Architektenblattes vor.

13.06.2007

Frau Deutschmann, Herr Bartscher, Sie sind von der „Stiftung Deutscher Architekten“ mit dem Förderpreis 2006 ausgezeichnet worden. Die von Ihnen eingereichte Arbeit behandelte das Thema „Ein Kloster für Berlin“. Ein ungewöhnlicher Lösungsansatz für die gestellte Aufgabe, ein Hochhaus für Berlin zu entwerfen. Wie sind Sie zu dieser Interpretation der Aufgabe gekommen?
Nach kurzer Analyse des Berliner Immobilienmarktes erschien uns die geforderte Mischnutzung aus Wohnung, Hotel und Büroflächen nicht sinnvoll. Wir kamen zu der Überzeugung, dass ein Turm an diesem Ort nur dann funktionieren kann, wenn er ein autarkes System darstellt. Die Entscheidung, die Typologie des Klosters für diese Zwecke zu transformieren, lag daher nicht fern.

Wie ist bei Ihnen der Wunsch entstanden, Architektur zu studieren?
Alexander Bartscher: Der war bei mir eigentlich schon immer da.
Elisabeth Deutschmann: Ich habe nach einer Verbindung von Kunst und Geschichte mit Handwerklichem, Greifbarem gesucht.

Sie absolvieren zurzeit ein Gaststudium an der ETH Zürich. Wie beurteilen Sie die derzeitige Hochschulausbildung in Deutschland und der Schweiz? Gibt es signifikante Unterschiede?
Unseren Erfahrungen nach gibt es tatsächlich große Unterschiede. Das System an der ETH ist strenger gegliedert und verschulter als das der RWTH Aachen. Zur Folge hat dies sowohl eine bessere und breitere Grundausbildung wie allerdings auch eine größere Uniformität der Studentenarbeiten. Ein Entwurf wie unser Kloster wäre an der ETH jedoch kaum möglich gewesen. Wir sind froh, beide Systeme kennen gelernt zu haben.

Arbeiten Sie neben dem Studium?
AB: Ich habe in den letzten Jahren immer parallel zum Studium in einem kleinen Kölner Büro gearbeitet. Nach dem Jahr in Zürich arbeite ich nun für Herzog & De Meuron in Basel, bevor ich im nächsten Jahr diplomiere.
ED: An der Uni stört mich immer die reine Fiktivität der Entwürfe, alles bleibt Gedankenspiel. Mein Studium habe ich daher regelmäßig für mehrmonatige Praktika unterbrochen.

Glauben Sie, dass ein guter Architekt mit einer besonderen Begabung ausgestattet sein muss – oder spielt die Qualität der Hochschulausbildung eine wesentlichere Rolle?
Die Hochschulausbildung ist unerlässlich, um die Grundfertigkeiten des Architekturberufs zu erlernen. Die Qualität der Lehre ist dabei selbstverständlich entscheidend. Ohne entsprechende Begeisterung jedoch, glauben wir, ist auch die beste Ausbildung vergebens.

In der derzeitigen Situation am deutschen Arbeitsmarkt gehen viele Studenten und Absolventen ins Ausland, um dort Erfahrungen zu sammeln. Glauben Sie, dass es gegenwärtig wichtig ist, Auslandserfahrungen nachweisen zu können?
Wie wichtig eine Auslandserfahrung ist, muss jeder für sich selbst entscheiden –es geht doch um die Erweiterung des eigenen Horizontes. Dazulernen kann man auch in Deutschland, nur sind Motivation und Entdeckerfreude im Ausland größer.

Haben Sie Vorbilder in der Architektur?
Es gibt viele Vorbilder, die es sich immer wieder lohnt anzuschauen – so gut wie alles ist schließlich schon bedacht und ausprobiert worden. Für den Entwurf unseres Klosters waren insbesondere die Bauten von Dom Hans van der Laan und Louis Kahn wichtig, aber durchaus auch traditionelle indische Architekturen.

Welche Ziele haben Sie für Ihre berufliche Zukunft? Wie schätzen Sie die Möglichkeiten ein, in der derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Lage Ihre Ziele zu verwirklichen?
Selbstständigkeit ist auf jeden Fall unser gemeinsames Berufsziel. Wo, wann und wie ist offen – ein paar Lehrjahre nehmen wir schon noch gern in Kauf.

Zur Person

Alexander Bartscher, Abitur in Köln, seit 2002 Studium der Architektur an der RWTH Aachen, 2006 Gaststudium ETH Zürich

Elisabeth Deutschmann, Abitur in Oldenburg, seit 2002 Studium der Architektur an der RWTH Aachen, 2006 Gaststudium ETH Zürich